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HIT Parade: Annett Louisan

Diese Woche auf Platz 3 mit: „Das optimale Leben“

Jahrzehntelang stand es wie in Stein gehauen, Adornos Verdikt, dass es kein wahres Leben im falschen gebe. Mittlerweile klingen solch absolute Ansprüche angestaubt. Wer braucht schon die Wahrheit im großen Ganzen? Reicht es nicht, wenn das eigene kleine Leben einigermaßen die Kurve kriegt? Der Titel von Annett Louisans Album ist jedoch durchaus ironisch gemeint. Denn das Personal ihrer Miniaturdramen – zu dem auch sie selbst zählt – hat seine Schwierigkeiten, eben dort anzukommen: die Geliebte, die ihren Lover an Frau und Kind zurückgibt, der Mann, der „sich täglich in den Anzug quält“. Und dann sind da noch die kleinen Lügen und Kontrollverluste auf dem Weg ins Einbauküchen-Nirwana, für die man immer so böse bezahlen muss.

Die Songfabrik ihres Produzenten Frank Ramond liefert dazu den Soundtrack. Jener Frank Ramond, der mit Udo Lindenberg, DJ Ötzi, Truck Stop, Vicky Leandros sowie Roger Whittaker und Roger Cicero arbeitete. Er hat Louisans Stimme nicht nur erneut auf federleichte Arrangements gebettet, er hat auch, bei der Hälfte der Songs, gemeinsam mit ihr getextet. Die beiden schaffen es, in zwei, drei Zeilen, Bilder hervorzurufen, die jeder kennt, besonders aus den suboptimalen Momenten des Lebens. „Durch das Bett ziehn sich Gräben. Man liegt nur noch daneben, wenn man sich nicht mehr liebt.“ Tja. Für Annett Louisan aber läuft es weiterhin ziemlich gut. Anfangs wurde sie noch als Fräuleinwunder des wieder salonfähigen deutschen Chansons bestaunt. Sie hat sich nicht nur gehalten; ihr Erfolg, und auch ihr Talent, das zeigt dieses dritte Album, sind von Dauer. Könnte daran liegen, dass sie versucht, vom Leben zu erzählen. So wie es ist. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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