zum Hauptinhalt

HIT Parade: Sportfreunde Stiller

Diese Woche auf Platz 4 mit: „La Bum“

Verstehen Sie Verlan? Verlan ist eine Sprachspielerei, die unter französischen Jugendlichen beliebt ist, eine Art Geheimsprache, in der Silben vertauscht oder Wörter rückwärts ausgesprochen werden. Zum Beispiel: „ouf“ für „fou“ oder „zarbi“ für „bizarre“. Verlan ist selbst schon eine Umkehrung von „l’envers“. Womit wir beim Titel wären: „La Bum“ gleich „Album“, compris?

„La Bum“ weckt vielleicht Assoziationen an die sommersehnsüchtigen „La Boum“-Teenie-Filme aus den Achtzigern. Jedenfalls verzichten die Sportfreunde Stiller aus Germering bei München diesmal auf den Bumm mit zwei m. Kein Wort über Fußball (abgesehen davon, dass das Album passend zum Bundesliga-Start erschien und mal wieder genau elf Stücke enthält). Nach ihren arg schlichten WM-Hymnen vom letzten Jahr müssen sie sich allmählich etwas vom Bolzplatz distanzieren. Sie zeigen sich als naturburschige, gut gelaunte aber auch reflektierte und emotional intelligente, bürgerlich Pullunder-tragende Bionade- Boys. Reimtechnisch ist das allerdings noch keine S-Klasse: „Es ist schon so lange her/ Es war schön und zwar sehr/ Ich will wieder ans Meer“. Das klingt weiterhin wie Jugendsportheimgeschrammel und langt noch nicht mal für einen eiskremklebrigen Sommerhit.

Dabei sind sie ja auch schon Mitte 30 – und anfällig geworden für diese Hamburger Gründeleien zwischen diffuser Befindlichkeit und gesellschaftlichem Unbehagen – angedickt mit Streichern, Keyboards, Chören. Die Sportfreunde versuchen, sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Tocotronic und den Ärzten zu positionieren und vielleicht, längerfristig, etwas reifer rüberzukommen. Doch sie bleiben Botschafter der Bodenhaftung. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false