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HIT Parade: Tim Toupet

Diese Woche auf Platz 30 mit: „Ich bin ein Döner“

Als Kinderkrankenschwester und Friseur bringt man es zu nichts mehr. Man hilft Menschen. Bitte? Das kann doch im Leben nicht alles sein! Genau. Jetzt, da sich wieder eine ganze Region kollektiv zum Jecken macht, gibt es kein Halten mehr. Leute, die man eben noch für recht vernünftig gehalten hat, zeigen eine beängstigende Neigung, sämtliche Hemmungen fahren zu lassen. Zum Affen gemacht hat sich schon vorher Michaela Schaffrath. Die gelernte Kinderkrankenschwester und Ex-Pornodarstellerin trällerte im RTL-Dschungelcamp die Zeilen „Ich hab ’ne Zwiebel auf dem Kopf/ Ich bin ein Döner.“ Klar, sie lachte sich schlapp danach. Und die anderen auch. Aber lustig war das überhaupt nicht. Sondern einfach nur hilfreich. Plötzlich gibt es einen Karnevals-Hit, der so unterschwellig rassistisch ist, dass man gar nichts gegen ihn haben kann, außer ihn geschmacklos zu finden.

Wie man eine Sache haarscharf verfehlt, damit kennt sich Tim Bibelhausen aus. Der 35-jährige Promifriseur und DJ-Unterhalter aus Köln, der sich Tim Toupet nennt, gehört zur Klasse der Krawallsänger. Über ihn weiß man wenig, außer, dass Waschen, Schneiden, Föhnen bei ihm für 40, eine Dauerwelle für 90 Euro zu haben sind. Als Entertainer wird er mehr verlangen, aber da schiebt er auch eine ganz andere Welle. In Ski-Hütten und Faschingskneipen hüpft er im Takt seines mehligen Disco-Pop und ruft: „Ali, mach noch einen Döner klar hamham/ Ali, du bist einfach wunderbar.“

Hey, warum nicht? Die singende Herrentorte hatten wir schon, auch ein Weißbrot und ein Krokodil sind hierzulande bereits zum Popstar avanciert. Da kann der „singende Friseur“ so viel nicht falsch machen. Zumal er ein Meister des Crossmarketing ist. Irgendwie kriegt er es immer hin, einen seiner kumpelhaft-schlüpfrigen Songs im Fernsehen unterzubringen. Bei der letzten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ wurde Toupets „Du hast die Haare schön“ von einer so offensichtlich gestörten Person vorgetragen, dass Bohlen unterbrach: „Du hast ’ne schöne Klatsche.“ A Star was born.

Ob Bibelhausen in seinem Salon ein Shampoo benutzt, um das Stirnhirn außer Kraft zu setzen? Oder zerbrutzelt er den Sitz des Gewissens und der Scham unter der Trockenhaube? In Köln hat er jedenfalls ganze Arbeit geleistet. Kai Müller

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