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HIT Parade: Travis

Diese Woche auf Platz 24 mit: „The Boy With No Name“

Gleich zwei Bands aus Glasgow berufen sich mit ihren Namen auf Wim Wenders’ Film „Paris, Texas“. Die eine heißt Texas, die andere, nein, nicht Paris, sondern Travis. Travis haben sich benannt nach der tragischen Hauptfigur: einem Mann, so überwältigt von der Liebe zu seiner Frau, dass er seine Arbeit aufgibt, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können, sie aus Verlustangst ankettet und später in einer Peepshow wieder findet.

Psychokram? Da kennen Travis-Sänger Fran Healy und seine Kollegen sich aus. Es begann schon, als sie sich schwer damit taten, das Wort „Fuck“ zu benutzen. Solche Ausdrücke könne er seiner Mutter nicht zumuten, soll Healy damals gesagt haben. Jedenfalls hieß 1997 der erste Hit von Travis „All I Wanna Do Is Rock“. Die Musikpresse reagierte amüsiert. Die Band nannte im Gegenzug ihr zweites Album „The Man Who“. Eine Anspielung an Oliver Sacks’ Buch „Der Mann, der seine Frau mit seinem Hut verwechselte“ über das Tourette-Syndrom. Travis leiden häufiger mal an der Welt. Aber immer wird alles wieder gut.

Travis klingen jetzt noch ein bisschen berechenbarer und kuschelrockiger. Themen, wie etwa Krisen in langjährigen Beziehungen oder Gedanken von Eltern beim Anblick ihrer Kinder – werden zu einem guten Ende geführt. Den Refrain „Closer, closer, lean on me now, lean on me now“ kann man Lebensversicherern für Werbespots empfehlen.

Nur dieser Tic mit der Namensgebung und all den kryptischen Anspielungen setzt sich offenbar bis ins Privatleben fort. „The Boy With No Name“ heißt das Album angeblich, weil Healy und seine Frau sich wochenlang nicht auf einen Namen für ihren neugeborenen Sohn einigen konnten. Mittlerweile hat er einen: Clay. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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