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Kultur: Hitparade: Diese Woche auf Platz 5: "Victory" von Modern Talking

"Die deutschen Charts sind sauber" - mit dieser Gewissheit hat der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft jetzt das Weltbild von verzweifelten Musikfreunden wieder geradegerückt. Nach einer Enthüllung der Zeitschrift "Max" sollten Stützungskäufe Bernhard Brink und Jeanette Biedermann zu Chartpositionen verholfen haben.

"Die deutschen Charts sind sauber" - mit dieser Gewissheit hat der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft jetzt das Weltbild von verzweifelten Musikfreunden wieder geradegerückt. Nach einer Enthüllung der Zeitschrift "Max" sollten Stützungskäufe Bernhard Brink und Jeanette Biedermann zu Chartpositionen verholfen haben. Der Grund für solche kostspieligen Aktionen ist klar: In den Charts zu stehen, ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wer reinkommt, ist drin. Selbst Menschen, an denen "Max"-Reportagen normalerweise spurlos vorbeigehen, fürchteten, das Heiligste der deutschen Musikindustrie könnte den Koofmichs anheimfallen.

Aber in Deutschland stehen die Reihen fest geschlossen wie die - sicherlich nicht billige - Frontzahnreihe von Dieter Bohlen. Hier bleibt die Kirche im Dorf. Und so darf Modern Talking - eskortiert von einer passenden Yellow-Press-Offensive - qua Gewohnheitsreicht in die Top-Positionen einziehen. Seit Jahren schon werden seine Luder-Stories aufgewärmt, wenn Bohlen mal wieder einen Tonträger mit Synthie-Gemantsche vollgemacht hat. Auf diesem Weg wird die Chart-Position nicht gekauft, sondern mit Markt- und Medienmacht herbeigezwungen.

Dass es nach dem Einstieg von 0 auf 1 diese Woche nur für Platz 5 reicht, beweist: Im Zeitalter allumfassender Synergie- und Crossover-Effekte kann man nicht konsequent genug vorgehen. Die Alben von Modern Talking (Foto: BMG) sollten demnächst auf Springer Records erscheinen. Dann wäre auch formal der richtige Rahmen für diesen sackschlaffen Bierplauzen-Formel-Eins-Glotzen-und-Mutti-bringt-Schnittchen-Sound gegeben. Und dem Dieter (48) wünschen wir einen guten Appetit. Die Estefania (22) kocht ja so furchtbar gerne für ihn.

Ralph Geisenhanslüke

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