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© ddp

Hitparade: Popsternchen Mina

Mit einem Video auf der Internetplattform Myvideo fing alles an. Ein Jahr später stürmt die 14-jährige Mina mit ihrer Ballade "How The Angeles Fly" die Charts. Ein neuer Stern ist am Pop-Himmel aufgegangen.

Ein dreizehnjähriges Mädchen fährt mit Mutter ins Tonstudio. Sie hat eine Melodie dabei. Ein Hauptschullehrer, im Nebenberuf Talentschmied, erfindet einen Text dazu. Schnell ist auch das Video produziert: im Flur des Studios sitzend, trägt Mina ihr Lied vor, sehnsuchtsvoll und großäugig. Der Clip kommt auf die Videoplattform Myvideo und wird zum Überraschungserfolg. Inzwischen ist Mina vierzehn, hat ein Album veröffentlicht und bei Gottschalk gesungen, das Fernsehen bietet Rollen an. Gibt es also endlich einen Weg zum Erfolg, der vorbei führt an den schwerfälligen Medienkonzernen?

Die Konzerne selbst verstehen das Phänomen keineswegs als Revolution von unten, sondern als neue Casting-Show mit erweiterter Kandidaten- und Wählerbasis: hunderte junge Halbtalente streuen mittlerweile ihre Musikvideos von zu Hause aus übers Internet, abgestimmt wird über die Zahl der Seitenaufrufe. Rund 4.834.000 mal wurde Minas Video bereits angeklickt – "Starwatch“ nahm Mina unter Vertrag. Das kleine Label hat mit Monrose und Sandy (No Angels) bereits TV-Casting-Reste im Programm und bezeichnet sich als "unabhängig", weil es nicht zur Musikindustrie gehört – sondern zur Privatsendergruppe Pro Sieben Sat1.

Und damit schließt sich der Kreis: auch die Videoplattform Myvideo gehört zu einem Drittel dem Münchner Konzern. Sollte Minas Erfolgsgeschichte Schule machen, hätten die Fernsehsender einen perfekt geschlossenen Kreislauf etabliert: ein risikoarmes System zur Abschöpfung und Weiterverwertung von Hobby- und Junk-Musik. Für die Musikindustrie dagegen, die dringend nach neuen Geschäftsmodellen sucht, sind diese Aussichten nicht gut. Warner Music darf für Mina gerade mal noch den Vertrieb besorgen. 

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