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HITPARADE: Queen & Paul Rodgers

Diese Woche auf Platz 4 mit „The Cosmos Rocks“

Der Legendendruck ist übermächtig. Eine bodenständige Rockerhaut wie Paul Rodgers hat es schwer gegen eine Queen wie Freddie. An ihm, dem Unersetzlichen muss sich jeder messen lassen, auch wenn er sich extra aus dem Bandnamen auskoppeln lässt. Rodgers, der ehemalige Sänger von Bad Company und Free, mag über solide Shouter-Fähigkeiten verfügen, Mercurys schweißtriefende Mini-Dramen sind für ihn unerreichbar.

Queen-Bassist John Deacon war so klug, nach Mercurys Tod, 1991, seiner Familie den Vorrang zu geben. Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Drums) unternahmen allerhand Solistisches und auch nekrophil Mythenfledderndes, aber das ganz große Spiel blieb ihnen verwehrt. Bereits seit vier Jahren treten sie mit Rodgers live auf. Nun signalisieren sie, um mit Status Quo zu sprechen: „The Party Ain’t Over Yet“. Auch jenseits der 60 gibt es noch Dauerwellen. Daran ist das Auge mittlerweile gewöhnt. Bei den Ohren wird es schwieriger: Mays legendäre Red Special singt wie eh und je in höchsten Lagen. Doch der konventionelle Riff-Rock des Trios deutet auf Alterstarrsinn hin. Und wenn bei „We believe“ Fragen nach letzten Dingen formuliert werden, „wenn die Trompete erklingt“, schwingen schon moribunde Noten mit.

Queen waren mal eine Akademiker-Band, alle vier hatten Hochschulabschlüsse. Und als wäre es ein Promo-Gag, hat Brian May kürzlich nach 33 Jahren Unterbrechung seine Doktorarbeit in Astrophysik fertiggestellt, über „Radialgeschwindigkeiten im interplanetaren Staub“. Ein Fachmagazin kommentierte süffisant: „Another one writes on dust.“ Klar, der Weltraum rockt. Queen leider nicht mehr so. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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