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Kultur: Hobby& Lobby

Eine Berliner Tagung zu Kultur-Freundeskreisen

„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.“ Wolfgang Branoner verdeutlicht mit einem chinesischen Sprichwort, wie er sich den mündigen Kulturbürger vorstellt: Statt immer nur auf den Staat zu zeigen, so der ehemalige Berliner Wirtschaftssenator, soll er sich lieber selber für jene Institutionen engagieren, die ihm am Herzen liegen. Zum Beispiel, indem er Mitglied eines Fördervereins wird. Die „Stiftung Zukunft Berlin“, der Branoner angehört, hatte am Freitag zum Symposium in die Berliner Landesvertretung Baden-Württembergs geladen, um in Workshops und Diskussionsrunden über die neue Rolle von Kultur-Freundeskreisen nachzudenken.

Unter dem Druck der öffentlichen Haushalte wandeln die sich nämlich immer öfter von Fan-Clubs zu Firewalls. Statt im Kreise Gleichgesinnter Kunstwerken oder Schauspielern näherzukommen, organisieren die Mitglieder nun mit derselben Leidenschaft Protestaktionen, um „ihre“ Museen oder Theater vor dem Rotstift zu schützen. Je schlechter es den Kommunen geht, desto wichtiger wird diese Lobbyisten-Funktion der Freundeskreise.

Dabei geht es nur in zweiter Linie um Geldspenden. Wichtiger ist die Zeit, die die Mitglieder investieren, um kulturfernen Politikern den gesellschaftlichen Wert traditionsreicher Einrichtungen wie avantgardistischer Experimente zu erklären. Aber auch im internen Dialog der Kulturinstitutionen können Förderkreise durch ihren Blick von außen nützlich sein, betonte die Vizepräsidentin der Berliner Akademie der Künste, Nele Hertling: Weil sie so aktiv bei der Neudefinition der gesellschaftlichen Rolle von Kultur mithelfen. Frederik Hanssen

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