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Kultur: Hoch drei: die Kür des Berliner Theatertreffens

Viele Sieger hat das kommende Theatertreffen in Berlin: Mit je drei Inszenierungen sind das Thalia Theater Hamburg und das Zürcher Schauspielhaus ausgewählt. Die Berliner Schaubühne ist nach längerer Zeit zum ersten Mal wieder mit einer Schauspielproduktion dabei, Ibsens „Nora“ in der Regie von Thomas Ostermeier.

Viele Sieger hat das kommende Theatertreffen in Berlin: Mit je drei Inszenierungen sind das Thalia Theater Hamburg und das Zürcher Schauspielhaus ausgewählt. Die Berliner Schaubühne ist nach längerer Zeit zum ersten Mal wieder mit einer Schauspielproduktion dabei, Ibsens „Nora“ in der Regie von Thomas Ostermeier. Frank Castorf ist und bleibt der Chef im Ring: Von ihm stehen zwei Arbeiten auf der Einladungsliste des Festivals (2. bis 18. Mai), das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.

Im Trio besser und billiger. Nach dieser Devise scheint die Jury (Till Briegleb, Georg Diez, Gerhard Jörder, Wolfgang Kralicek, Simone Meier, Gerhard Preußer, Franz Wille) ihre Entscheidung auf der Schlusssitzung am Sonntag in Zürich gefällt zu haben. Das Zürcher Schauspielhaus erhielt den Zuschlag für Christoph Marthalers Schweizer Selbsterforschungsprojekt „Groundings“ (siehe Kritik unten), Stefan Puchers Shakespeare-Inszenierung „Richard III.“ und „Trauer muss Elektra tragen“ nach Eugene O’Neill in der Regie von Frank Castorf. Außerdem ist der Volksbühnen-Intendant mit „Der Meister und Margarita“ nach Bulgakow ausgewählt.

Hamburgs Thalia Theater bringt den anderen Dreierpack. Das ist die Überraschung. Stephan Kimmigs „Nora“ leistet nun der Ostermeierschen Version Gesellschaft. Regisseur Armin Petras kommt mit dem Stück „Zeit zu lieben Zeit zu sterben“, das er unter seinem Pseudonym Fritz Kater geschrieben hat, und Michael Thalheimer, die Entdeckung des Jahres 2001, ist mit seiner Schnitzlerschen „Liebelei“ auch wieder dabei, nachdem er bei der letzten Ausgabe des Theatertreffens keine Gnade gefunden hatte. Andreas Kriegenburgs „Orestie“ (Münchner Kammerspiele) und Andrea Breths „Emilia Galotti“ (Burgtheater Wien) bilden einen Kontrast zur Hamburg-Zürcher Übermacht.

Nicht weniger als 275 Inszenierungen aus Deutschland, Österrreich und der Schweiz waren im Angebot. Dabei haben sich nur wenige Produktionen unbedingt aufgedrängt, und dann entwickelte die Auswahl ihre besondere Eigendynamik. Wo etwas zu holen war, langte man über die Maßen zu. Auffällig die Abwesenheit der zeitgenössischen Autoren: Kein Roland Schimmelpfennig (die Uraufführung „Vorher/Nachher“ vom Hamburger Schauspielhaus hätte sich angeboten), kein Marius von Mayenburg (das umstrittene „Kalte Kind“ der Schaubühne hätte noch Akzente setzen können), und den amerikanischen Dramatiker Neil LaBute, den die Bochumer fleißig aufführen, mag die Jury ohnehin nicht. René Pollesch fand sie wohl nicht mehr innovativ genug.

Hauptspielort wird wieder das Haus der Berliner Festspiele sein. Der Juror für den Alfred-Kerr-Darstellerpreis ist diesmal Ivan Nagel. Neben dem Stückemarkt, der neu strukturiert wird, findet auch wieder das Internationale Forum junger Bühnenangehöriger statt. Ende März beginnt der schriftliche Vorverkauf (Tel. 030 - 25489 100, Fax 25489 230 E-Mail: kartenbuero@berlinerfestspiele.de .).

Rüdiger Schaper

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