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Kultur: Hört die Signale!

Ein Erfolg für die Opernreform im Berliner Parlament

Gestern lag dem Tagesspiegel der Prospekt einer Warenhauskette bei, auf dessen Titelseite ein Musicalanbieter sein Weihnachts-Special anpries: Ticket-Gutscheine für zwei Personen, kombiniert mit einer DVD, auf der Highlights aus den aktuellen Produktionen zu sehen sind. Wenn alles glatt geht, könnten in genau einem Jahr die Berliner Opernhäuser in Kooperation mit dem Kulturkaufhaus der Hauptstadt einen ähnlichen Marketing-Coup landen: Schließlich ist die Stiftung „Oper in Berlin“ dann der größte Musiktheater-Anbieter der Welt. Ein Gigant des Gesangs, der jede Menge verlockende Bilder für eine Promotion-DVD anzubieten hätte. Kommt und staunt, würde die Botschaft der gemeinsamen Image-Kampagne lauten, was in dieser Stadt in dieser Zeit noch an Oper möglich ist!

Seit gestern hat sich die Chance, dass diese Vision einmal Realität wird, stark erhöht: Da hat das von Kultursenator Thomas Flierl erarbeitete Gesetz über die „Stiftung Oper in Berlin“ nämlich den Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses passiert. Mit den Stimmen der rot-roten Koalition und bei Enthaltung der CDU. Nur die Grünen und die FDP waren dagegen. Weil sie zuvor mit ihren eigenen Gesetzentwürfen – die eine Umwandlung der Musiktheatertrias in zwei respektive drei Stiftungen vorsehen – gescheitert waren. Dennoch wurde in der dreistündigen Debatte klar, dass keiner mehr daran zweifelt, dass die Opern nur durch eine Rechtsformänderung in ihrem Bestand zu sichern sind.

Gestritten wurde im Detail – und das ziemlich heftig. Die CDU bekämpft beispielsweise das Vetorecht des Generaldirektors. Laut Gesetzentwurf soll der Chef der Stiftung für den Fall, dass sich die Intendanten untereinander zerstreiten, die Möglichkeit haben, notwendige Maßnahmen im Alleingang durchzusetzen. Hier bleibt die PDS hart, während sie darauf drängen will, dass der Senat in die Pflicht genommen wird, wenn es an die Sanierung der Theatergebäude geht, wie Wolfgang Brauer erklärte.

Kultur-Staatssekretärin Barbara Kisseler, die ihren bei der Senatsklausurtagung unabkömmlichen Chef vertrat, machte eine gute Figur. Einen „zusammengematschten Opernmonopolisten“ brauche niemand zu befürchten, konterte sie eine FDP-Attacke, weil im Gesetz klar von „eigenständigen Betrieben“ die Rede sei. Und was den Sitz betreffe, den der Finanzsenator im Stiftungsrat beanspruche, gelte nun einmal: „Wenn du ihn nicht schlagen kannst, integriere ihn.“

Das flammendste Plädoyer kam übrigens von einer Vorgängerin Thilo Sarrazins, der SPD-Frau Annette Fugmann-Heesing. Sie plädierte dafür, die Diskussion endlich abzuschließen. Wenn man im einen oder anderen Punkt in den nächsten Wochen noch klüger werde, könne man das schließlich im noch zu verhandelnden Zuwendungsvertrag berücksichtigen. Jetzt müsse erst einmal das Signal ins Land hinaus gesandt werden: dass Veränderung in Berlin doch möglich sei.

So wurde es dann auch gemacht. Wobei das Votum des Kulturausschusses nur eine „Empfehlung“ darstellt. Da allerdings die Fachgremien seit dieser Legislaturperiode ein stärkeres Gewicht haben sollen, dürfte bei der Beratung im Unterausschuss Theater am Mittwoch wie auch bei der letzten Lesung im Plenum am Donnerstag nicht mehr viel passieren.

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