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Kultur: Hütten und Paläste

Volker Noth hat Berlins Kinos fotografiert

An Lubitsch mussten alle vorbei. Zwischen den Lippen eine Zigarre, in der rechten Hand sich selbst als kleine Puppe, so saß er hölzern im „Notausgang“, rechts außen in der 18. Reihe. Das Kino in der Schöneberger Vorbergstraße, Lebenswerk des filmverrückten Gunter Rommetsch, gibt es nicht mehr. Der doppelte Lubitsch aber hat überlebt, im Foyer des Filmmuseums am Potsdamer Platz. Zu dessen Bestand gehören auch Einrichtungsteile aus den Schlüter-Lichtspielen, die Bruno Dunst, noch so ein Verrückter, in der Schlüterstraße betrieb. Das Kino hat seinen Tod nicht überlebt.

Man kann beim Blättern in dem jetzt zur Berlinale vorgestellten Fotoband „Kinos“ schon ein wenig wehmütig werden. Manche der dort abgebildeten Lichtspielhäuser, -hütten und -paläste aus Berlin und Umgebung sind nur noch Geschichte, von Ku’damm-Kinos wie Filmbühne Wien und Astor bis zum Kosmos in der Karl- Marx-Allee. Fotografiert wurden sie von dem Grafikdesigner Volker Noth, der mit seinen Plakaten von 1977 bis 2001 das Erscheinungsbild der Berlinale prägte. Seit 1977 gehört das „Aufspüren und Abbilden lebender, sterbender und toter Kinos in Berlin und im Umland“ zu seinen fotografischen Vorlieben. Über 100 Häusern hat er damit ein Denkmal gesetzt, den Kinofabriken der Multiplexe wie den dunklen Vorstadthöhlen. Einige der abgebildeten Orte überstrahlt sogar der Glanz der Berlinalen, während derer der Fotograf zur Kamera gegriffen hatte.

Ein hübsches Buch zur Kinogeschichte, schade nur, dass es außer dem Namen und Bezirk des jeweiligen Kinos sowie dem Jahr der Aufnahme keine weiteren Angaben gibt. Zu den Eva-Lichtspielen in Wilmersdorf hätte man schon gerne gewusst, dass es dort seit 1912 ein Kino gibt. Und die Fotos selbst hätten eine bessere Druckqualität verdient. ac

Kinos. Berlin um die Ecke und Entdeckungen unterwegs. Fotografiert von Volker Noth. Verlag Bertz+Fischer, Berlin. 80 Seiten, 14,90 Euro

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