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 Die Baustelle des Humboldt-Forums in Berlin im April 2016.

© Kay Nietfeld/dpa

Humboldt-Forum: Das Ende der Ratlosigkeit

Horst Bredekamp und Peter-Klaus Schuster geben einen Sammelband heraus, der dokumentiert, wie das Humboldt-Forum im Schloss Gestalt annimmt.

Wenn man der Würdigung großer Gedanken den passenden Rahmen geben will, begibt man sich am besten an den Ort ihres Entstehens, an den Platz, an dem sie erstmals ihre oft erst später als bahnbrechend erkannte Wirkung entfachten. So war es logisch, dass der Wagenbach Verlag ins Liebermann-Haus am Pariser Platz einlud, um das Buch „Das Humboldt-Forum. Die Wiedergewinnung der Idee“ zu präsentieren. Just an diesem zentralen Berliner Punkt hatte der damalige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, im Mai 2000 im Gespräch mit dem Journalisten Heinrich Wefing die Idee des Schloss-Neubaus als zu befüllendes Gefäß eines Humboldt-Forums ausgeführt.

Im Nachhinein wird viel darum gegeben, so zu tun, als sei das Humboldt-Forum als künftige Heimstätte der Kulturen der Welt und Ort der Vernetzung des globalen Wissens schon immer gedacht worden; es sei also, nur von Lehmann das erste Mal ausformuliert, eigentlich immer insinuiert gewesen. Aber Peter-Klaus Schuster, damals Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, bekennt nun in der Einleitung zu dem mehr als 400 Seiten starken Sammelband: „Am Anfang des ,Humboldt-Forums’ stand kein Museumsgedanke, sondern große Ratlosigkeit“.

Eine logische Ergänzung zur Museumsinsel

Tatsächlich hatte Wilhelm von Boddien mit seiner Potemkin’schen Schloss-Attrappe zwar eine immer stärkere Bewegung des Bildungsbürgertums „Wir wollen das Schloss wieder haben!“ ausgelöst. Aber was hinter den Fassaden geschehen sollte, blieb lange im Ungefähren. Man besann sich, und es lag auf der Hand, dass das Schloss ja stets auch Kunstkammer gewesen sei, es immer schon Sammlungen beherbergt habe. Aber erst durch Lehmanns Intervention, die Dahlemer Artefakte ins Zentrum zu überführen und im Humboldt-Forum zu einer ganz logischen Ergänzung der Museumsinsel zu entwickeln, ließ nun wohl bedachte Strategie werden, wo zuvor nur verzweifelte Sinnsuche herrschte.

Das alles ist nun vorbei. Wagenbach-Verlegerin Susanne Schüssler berichtete am Mittwochabend im völlig überfüllten Liebermann-Haus, wie schwer es gewesen sei, das Lektorat eines traditionell eher linken Hauses davon zu überzeugen, dass ein Buch über ein Schloss in diesem Fall keine Geste der Devotion, sondern Zeichen des Respektes vor einer bemerkenswerten zivilgesellschaftlichen Initiative der Bürgergesellschaft sei. Und Schüssler schilderte, wie aus der Anfangsidee einer etwa 200-seitigen Dokumentation schließlich jenes Kompendium wurde, das, so Peter-Klaus Schuster und Horst Bredekamp in ihrer Einleitung, „die beinahe zu Tode diskutierte Idee anhand von Dokumenten, Reden und Ausblicken wieder zurückgewinnen“ sollte.

Mit im Auditorium: Peter-Klaus Schuster, Horst Bredekamp, Klaus-Dieter Lehmann, Hermann Parzinger, Neil MacGregor, Jürgen Mlynek und nicht zuletzt Christoph Sattler, dessen elegante Zeichnungen der Fantasie vielfältige Ansatzpunkte geben.

Horst Bredekamp, Peter-Klaus Schuster (Hrsg): Das Humboldt-Forum. Die Wiedergewinnung einer Idee. Wagenbach Verlag, Berlin 2016. 426 Seiten, 15,90 €

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