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Der britische Museumsdirektor und designierte Gründungsintendant des Berliner Schlosses, Neil MacGregor, wird im November erste Ideen bekanntgeben. Hier ein Foto vom Festakt zur Verleihung der Goethe-Medaillen 2015.

© dpa

Humboldt-Forum im Berliner Schloss: Neil MacGregor stellt Ideen im November vor

Berlin präsentiert seine Humboldt-Forum-Pläne am Montag. Die Gründungsintendanz um Neil MacGregor lässt sich davon nicht zur Eile drängen: Am 2. November tritt sie an die Öffentlichkeit und gibt einen ersten Vorgeschmack mit einer Ausstellung in der Humboldt-Box.

Geduld, Geduld. Die Gründungsintendanz des Berliner Humboldt-Forums um Neil MacGregor lässt sich Zeit für ihre Konzepte, lässt sich nicht drängeln durch die öffentliche Neugier, wie es denn sein wird im Schloss: Am 2. November wollen MacGregor und seine Mitstreiter Hermann Parzinger, Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und der Kunsthistoriker Horst Bredekamp vor die Öffentlichkeit treten, wie die Stiftung Humboldt-Forum am Donnerstag mitteilte. Gemeinsam mit Lavinia Frey, der Geschäftsführerin der Humboldt Forum Kultur GmbH, werden sie dann aber nur allgemein über ihre Vorstellungen zur Präsentation der außereuropäischen Sammlungen ab 2019 im Schloss sprechen. Konkret soll lediglich das Team der GmbH präsentiert werden, ebenso die Planung für Veranstaltungen 2017 .

Alles recht vage, auch am Telefon ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Dass der November-Termin jetzt dennoch bekanntgegeben wurde, hängt damit zusammen, dass das Land Berlin seine Pläne für die Berlin-Ausstellung im Humboldt-Forum am kommenden Montagnachmittag vorstellen wird. Dann informieren der Regierende Bürgermeister Michael Müller, Kulturstaatssekretär Tim Renner und Stadtmuseums-Direktor Paul Spies über den Stand der Dinge bei der auf 4000 Quadratmetern geplanten Präsentation "Welt.Stadt.Berlin" im Humboldt-Forum. Der Zeitdruck für die Berliner ist größer, mit den Humboldt-Forum will man schließlich im Wahlkampf punkten. MacGregor und Co. lassen sich gleichwohl nicht zur Eile nötigen.

Neil MacGregor freut sich über die konzertierte Aktion für die erste Schau in der Humboldt-Box

Gleichzeitig wird am 2. November in der Humboldt-Box die erste Ausstellung der Reihe „Open the Box - Be Humboldt“ eröffnet. Die Reihe will einen Vorgeschmack auf die künftige Präsentation der außereuropäischen Sammlungen im Humboldt-Forum geben und lädt die Besucher dazu ein, "sich als Nachfolger Humboldts zu verstehen und die Welt anhand der reichen Berliner Sammlungen zu erforschen", wie es von Seiten der Stiftung heißt. Die erste Ausstellung ab November folgt den Spuren von Alexander von Humboldt nach Peru. Die Schau „Extreme! Natur und Kultur am Humboldtstrom" versammelt Objekte aus dieser von Gegensätzen geprägten Region - und ist doch mehr als eine Kunst-Ausstellung. Das Konzept wurde in einer konzertierten Aktion entwickelt, erstmals kooperiert das Ethnologische Museum mit der Humboldt-Universität, dem Museum für Naturkunde sowie dem Botanischen Garten und de, Botanischen Museum in Dahlem. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass es im Humboldt-Forum womöglich insgesamt deutlich konzertierter zugehen könnte, als vor MacGregors Berufung zum Gründungsintendanten gedacht.

Und das Schloss wächst und wächst: die Baustelle im Frühjahr 2016.
Und das Schloss wächst und wächst: die Baustelle im Frühjahr 2016.

© Kitty Kleist-Heinrich

Beim Humboldtstrom handelt es sich nach Auskunft der Stiftung um eine nach dem Forscher benannte kalte Meeresströmung, die die Pazifikküste Südamerikas zu einer Region voller Extreme macht: die Gewässer gehören zu den fischreichsten des Planeten, bei der Küste handelt es sich um eine der trockensten Wüsten der Welt - und manchmal wird sie auch noch von El Niño heimgesucht. Wie passen sich der Mensch sowie Flora und Fauna auch angesichts des Klimawandels diesen extremen Bedingungen an? Wie werden die Klimaveränderungen global spürbar? Laut Neil MacGregor kann schon diese kleine Ausstellung "das enorme Potenzial" der Dahlemer Sammlungen andeuten. Durch die enge Kooperation könne man "die Verbindung von Natur und Kultur" am Beispiel Peru zeigen. Und, besonders wichtig, die Besonderheit des Standorts Berlin: "Sammeln und Forschen gehen hier Hand in Hand. Die Sammlungen dienen als Basis für ein Verständnis der Verflechtungen der Welt und ermöglichen es uns - dem Humboldt’schen Geist entsprechend – die Welt als Ganzes zu denken."

Ein Universalmuseum, ein ehrgeiziges Konzept - ohne Vorbild

Damit ist die Richtung vorgegeben: Offenbar wollen die Gründungsintendanten mit dem Humboldt-Forum ein Universalmuseum realisieren, das die außereuropäischen Sammlungen gleichzeitig in regionalspezifischen, aber auch in künstlerischen, wissenschaftlichen und universellen Kontexten zeigt. Ein ehrgeiziges Vorhaben, Vorbilder dafür gibt es nicht, jedenfalls nicht bei den großen Museen der Welt. Was wiederum erklärt, warum sich die Schlossplaner so viel Zeit nehmen im ungeduldigen Berlin.

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