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Der König des deutschen Humors. Loriot, mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow, und Evelyn Hamann.

© dpa

Humor in Europa: Lachen verbindet

Was sind die Unterschiede zwischen russischem, englischem oder finnischem Humor? Manche Witze funktionieren auf dem ganzen Kontinent, andere nur in einzelnen Ländern.

Gibt es ihn eigentlich, den typisch finnischen, italienischen, englischen Humor oder lacht ganz Europa über die gleichen Witze? Beides, sagt der Humorforscher Rainer Stollmann von der Universität Bremen. „Manche Witze funktionieren überall. Es gibt aber auch nationale Vorlieben.“ In Deutschland beobachtet er außerdem eine dritte Variante: Wir lachen über Dinge, die wir eigentlich gar nicht lustig finden dürften. „Die Deutschen gelten nicht gerade als höfliches Volk. Trotzdem gibt es wohl keinen höflicheren Komiker als Loriot, unseren absoluten Liebling“, weist Rainer Stollmann auf ein Kuriosum hin.

Vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass wir gerne Humor importieren und über Monty Python ebenso lachen können wie über Mr. Bean oder über Louis de Funès? Hier ein kleiner Selbsttest mit Witzkostproben aus Europa:

ENGLAND: Kurz nach der Beerdigung ihres Mannes erhält eine Witwe versehentlich die SMS eines Fremden, der in einem Hotel in Miami auf seine Frau wartet: „Hallo Schatz! Eben eingecheckt. Alles für Deine Ankunft vorbereitet. Verdammt heiß hier!“

Schwarz wie ein gutes, herbes Porter ist der britische Humor, doch die Engländer lieben auch Witze mit Wortspielen wie diesen hier: Why was six scared of seven? Because seven „ate“ nine

NORWEGEN: Was hat der Schwede, was der Norweger nicht hat? Gute Nachbarn

Über den großen Bruder wird gerne gewitzelt, der – fragt man die Norweger – seine Vorreiterrolle in Skandinavien ein wenig hochnäsig zur Schau stellt. In Deutschland müssen die Holländer dran glauben, in England die Schotten, und umgekehrt. Witz-Experte Stollmann weiß, warum: „Beim Lachen geht es immer um das Überschreiten von Grenzen.“

ITALIEN: Warum gehen Carabinieri immer zu dritt auf Streife? Einer kann lesen, einer kann schreiben und der dritte passt auf die beiden gefährlichen Intellektuellen auf.

Italiener lieben Witze über ihre Polizisten und die Obrigkeit. Überhaupt sind sie ein Volk, das sich wunderbar selbst aufs Korn nehmen kann. „Die Italiener machen sich über das Leben lustig wie kein anderes Land“, schrieb schon im 19. Jahrhundert der Dichter Giacomo Leopardi.

RUSSLAND: Ein russischer Oligarch hat den halben Tag im Louvre verbracht. Am Ausgang wendet er sich an den Pförtner: „Na ja, ein wenig arm, aber sauber!“

In Russland, das zumindest mit 23 Prozent der Landesfläche in Europa liegt, brach mit der Sowjetunion auch eine ganze Witzkultur zusammen. Statt des Kommunismus wird nun der Kapitalismus durch den Kakao gezogen. Und – früher wie heute – das dritte „K“ im Bunde: der Kreml.

FINNLAND: Wohin schaut ein introvertierter Finne, wenn er mit dir spricht? Auf seine Schuhe. Und wohin schaut ein extrovertierter? Auf deine Schuhe.

Selbstironisch spielen die Finnen mit ihrem Image als wortkarge Hinterwäldler, die gerne mal einen über den Durst trinken und ihr Geld an Spielautomaten verzocken. Humor als Überlebensstrategie auch in schwierigen Zeiten – im hohen Norden funktioniert’s.

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