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Kultur: Hut ab!

Widrigkeiten prägen Anton Bruckners e-moll-Messe: Der Dom, dessen Einweihung sie 1866 bejubeln wollte, wurde nicht fertig, und zur Uraufführung unter freiem Himmel gab es weder Orgel noch Orchester, nur den Chor und eine Militärkapelle. Sperrig-martialisch klingt also, was Achim Zimmermann den Bläsern des Deutschen Symphonie-Orchesters im Konzerthaus entlockt.

Widrigkeiten prägen Anton Bruckners e-moll-Messe: Der Dom, dessen Einweihung sie 1866 bejubeln wollte, wurde nicht fertig, und zur Uraufführung unter freiem Himmel gab es weder Orgel noch Orchester, nur den Chor und eine Militärkapelle. Sperrig-martialisch klingt also, was Achim Zimmermann den Bläsern des Deutschen Symphonie-Orchesters im Konzerthaus entlockt. Der Chor der Berliner Singakademie jagt durch heillose Modulationen, schwierigste Gipfelstürme in polyphonen Gebirgen. Den Sängerinnen, die die Männer solistisch zu flankieren haben, seien daher einige Unsicherheiten verziehen. An Engagement und Präsenz lässt der Dirigent es niemals fehlen, doch bei Alfred Schnittkes 110 Jahre jüngerem "Requiem" scheinen die Dinge einfacher zu liegen. Da besticht schon das Instrumentarium, mit E-Gitarren und Schlagzeug-"Batterie" eher zur Rockmusik gehörig. Das "Kyrie" oder "Dies irae" entfaltet mit stampfenden Rhythmen die Dimensionen zeitgenössischen Schreckens. Die archaischen Quellen zeigen sich in fernen Glockenschlägen und werden doch von diffusen Orgel-Clustern in den Abgrund der Modernität gezogen. Mit hartem Sprechgesang agiert der Chor zur "Posaune des Jüngsten Gerichts", insistiert mit äußerster Klanggewalt im vor dem letzten "Requiem" eingeschobenen "Credo". Träger berührenden Ausdrucks sind die Solisten: die reizvoll verschiedenen Soprane von Esther Lee und Christiane Libor, der edel mattierte Alt Katharina Kammerlohers, der ebenmäßige Tenor Matthias Bleidorns mit litaneihaften "Hosianna"-Rufen von der Empore aus.

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