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Kultur: Ich küsse alles

Heath Ledger über seine Rollen als schwuler Cowboy, Frauenheld und Junkie

Acht lange Jahre hat er darauf warten müssen. „Zum ersten Mal konnte ich vor der Kamera meinen Heimatakzent benutzen“, sagt Heath Ledger, „das war richtig befreiend.“ So ist das als gefragter Hollywood-Jungstar. In Perth geboren, lebt der 26-Jährige zwar in Sydney, aber gearbeitet hat er bislang zumeist in den USA. Die Gesetze des internationalen Film-Jetsets wollen es so. Bei der Berlinale stellte er am Mittwoch seinen neuen Film „Candy“ vor, der im Wettbewerb um den Goldenen Bären antritt.

Ledger hat gute Laune bei der Pressekonferenz im Grand Hyatt. Das ist nicht immer so gewesen. Bei der australischen Premiere von „Brokeback Mountain“, in dem er einen schwulen Cowboy spielt und damit im Rennen um einen Darsteller-Oscar mitmischt, sollen ihn Fotografen mit Wasserpistolen bespritzt haben, weil er sie zuvor bespuckt haben soll. Wegen der Paparazzi hat er sogar überlegt, von Sydney nach New York zu ziehen. Da wäre er auf jeden Fall näher dran an seinem Arbeitsplatz.

Jetzt ist er aber für einen kurzen Stopp in Berlin. Eigentlich, um für „Candy“ zu werben. Aber zweieinhalb Wochen vor der Oscar-Verleihung und kurz vor dem Deutschland-Start von „Brokeback Mountain“ will natürlich alle Welt etwas über diese Rolle wissen. Zum Beispiel, ob es einen Unterschied gibt, einen Mann oder eine Frau zu küssen. Das fragt eine Journalistin aus Fernost. „Eigentlich nicht“, sagt Ledger, „man küsst ein menschliches Wesen. Nur manchmal hat es eben Bartstoppeln.“ Oder, ob er seine Dankesrede für die Oscar-Verleihung schon geschrieben habe. Das fragt ein Kollege aus Litauen. „Nein“, sagt er knapp.

Überhaupt seien so viele gute Leute und gute Filme im Wettbewerb um den Oscar, dass es jeder verdient hätte, die Auszeichnung zu bekommen. Ledger gibt sich generös und lässt sich auch nicht durch eine US-Journalistin irritieren, die ihm mitteilt, George Clooney habe ihr vergangene Woche erzählt, alle seien chancenlos, „Brokeback Mountain“ werde der Oscar-Abräumer.

Ist das also die Rolle, mit der er sich am stärksten identifiziert? Nein, sagt er, nach dem schwulen Cowboy hat er den Frauenheld Casanova gespielt, und jetzt, in „Candy“, einen Junkie. „Ich könnte sogar George Bush spielen“, sagt Ledger. Der Nachteil: Drehort wäre schon wieder Amerika.

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