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© Thilo Rückeis

Ihre Meinung: Einheitsdenkmal: Sind diese Entwürfe wirklich so schlecht?

Buhrufe im Kronprinzenpalais: Der Protest gegen den Abbruch des Wettbewerbs zum Berliner Einheitsdenkmal prägte die Ausstellungseröffnung der Verliererentwürfe. Sind wirklich alle 532 Ideen untauglich? Was meinen Sie?

Während Florian Mausbach, Präsident des Bundesamts für Bauwesen, Wolfgang Thierse und Kulturstaatsminister Bernd Neumann als Auslober und Jury-Mitglieder die Entscheidung des Preisgerichts verteidigten, den zweistufigen Wettbewerb nach der ersten Stufe abzubrechen, gab es Buhrufe und empörte Zwischenrufe zahlreicher Wettbewerbsteilnehmer.

Aus dem Sitzungsprotokoll der Jury geht deutlich hervor, dass am Ende nicht in der Sache, sondern aus politischen Gründen gegen alle Entwürfe gestimmt worden war, um die Debatte über den Standort und die Funktion des Denkmals neu zu entfachen. Star-Architekt Rob Krier empörte sich als Wettbewerbsteilnehmer in einem dem Tagesspiegel vorliegenden Schreiben: "Dass die Jury das Engagement von so vielen Teilnehmern ignoriert und die Spielregeln im rechtsfreien Raum des Wettbewerbswesens außer Kraft setzt, zeugt von skandalöser Überheblichkeit."

Das Wettbewerbssystem, so Krier, sei "in seiner Glaubwürdigkeit und Praktikabilität" erschüttert. Die aus zehn künstlerischen Fach- und neun politischen Sachpreisrichtern zusammengesetzte Jury habe sich "peinlich disqualifiziert". Der Jury gehören unter anderem Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, Initiator Florian Mausbach als Präsident des Bundesamts für Bauwesen, sowie der Künstler Olaf Nicolai an.

Zur gestrigen Eröffnung der Ausstellung aller Entwürfe im Berliner Kronprinzenpalais meldeten sich die Berufsverbände kritisch zu Wort. Herbert Mondry, Vorsitzender des Berliner Berufsverbands Bildender Künstler, erklärte, der Abbruch des Wettbewerbs sei die "Folge einer politischen Überfrachtung".

Damit ist die per Bundestagsbeschluss bestätigte Aufgabenstellung gemeint, die neben der Erinnerung an den Mauerfall auch die Freiheitsbewegungen des 19. Jahrhunderts, die Heldenstadt Leipzig und den historischen Standort auf dem Sockel des Kaiser-Wilhelms-Denkmals gewürdigt wissen möchte. Das Arbeitsprinzip der eineinhalbtägigen Jurysitzung, bei der jedem der 532 Entwürfe "nicht mehr als eine Minute und zwei Sätze Aufmerksamkeit" galten, entbehrt Mondry zufolge der Redlichkeit. Bei der 9/11-Gedenkstätte am New Yorker Ground Zero habe sich das Preisgericht eine Woche Zeit genommen.

Fritz Protzmann, bei der Berliner Architektenkammer zuständig für die Begleitung von Wettbewerben, sprach von einer "Beschädigung des Wettbewerbswesens wie der beteiligten Architekten und Künstler". Die Empfehlung der Jury an den Bund als Auslober, in einem neuen Verfahren namhafte Künstler hinzuzuziehen, suggeriere, die bisher beteiligten Künstler seien nicht versiert. Zu den Wettbewerbsteilnehmern zählen neben Rob Krier auch der Kanzleramts-Baumeister Axel Schultes, der Architekt Zvi Hecker, der Filmkünstler Peter Greenaway und das Architektenbüro Graft.

Der Jury gehören unter anderem Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, Initiator Florian Mausbach als Präsident des Bundesamts für Bauwesen sowie der Künstler Olaf Nicolai an. Neumann sagte bei der Ausstellungseröffnung aller Entwürfe am Dienstag im Kronprinzenpalais: „Dass das Parlament einen weltweit offenen zweistufigen Wettbewerb ohne Qualifizierungsanforderungen wollte, war kein Irrweg, sondern der demokratische Wunsch, die Ideenvielfalt einer breiten Öffentlichkeit einzubeziehen.“

Ursprünglich sollten in der ersten Stufe des Wettbewerbs 20 Entwürfe ausgewählt werden. Der Sieger der zweiten Stufe sollte zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November bekanntgegeben werden. Aller Voraussicht nach wird sich das Verfahren deutlich verzögern. 

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