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Kultur: Im falschen Film

Pressekonferenzen sind wie Kino. Nicht die Wahrheit zählt, sondern die Glaubwürdigkeit: Spielen die Akteure gut, ist der Unterhaltungsfaktor hoch genug - und der Human Touch auch?

Pressekonferenzen sind wie Kino. Nicht die Wahrheit zählt, sondern die Glaubwürdigkeit: Spielen die Akteure gut, ist der Unterhaltungsfaktor hoch genug - und der Human Touch auch? Kevin Spaceys Show ist exzellent. Kommt rein, hebt sein Champagner-Glas (ein Amerikaner, der öffentlich trinkt, kann nur ein Independent-Star sein), fotografiert den Pressepulk und legt eine Clownsnummer hin, wenn die Frage allzu peinlich ist. Gut, da ist auch noch Regisseur Lasse Hallström, den fotografiert Spacey ebenfalls. Dummerweise hat Hallström den Film namens Pressekonferenz nicht richtig verstanden. Als Spacey zum Besten gibt, wie der Regisseur ihn bei den Dreharbeiten bat, nicht so aggressiv zu spielen, während Spacey längst das Gefühl hatte, so verhalten wie noch nie zu agieren, unterbricht Hallström Spaceys Sketch. So sei es nicht gewesen. Aber Spacey spielt die Szene bis zur Pointe zu Ende. Und Hallström schweigt.

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Stars und Sternchen auf der Berlinale Ebenfalls an Spacey Seite: Cate Blanchett, hinreißend blass und zart, wie sie seit "Heaven" auf der Berlinale erscheint. Die macht es besser als Hallström: Sie spielt einfach mit. Wie war das mit der ordinären Figur, die sie verkörpert? Als sie aus der Maske kam, habe er sie nicht erkannt, antwortet Spacey. Du meinst, ergänzt Blanchett, du hast dich plötzlich gefragt, wo diese großen Brüste herkommen?

Schließlich spielt Spacey auch noch Jack Lemmon. Sein Idol, seinen Förderer, seinen Partner. Spielt, wie Lemmon ihn für die Rolle seines Sohnes in "Eines langen Tages Reise in die Nacht" akzeptierte - mit einem kurzen, ruppigen Satz. Das genügt, um uns zu rühren. Aber ein guter Film entlässt sein Publikum mit einem Lacher. Ob er den Robbenflossenkuchen aus Neufundland wirklich gegessen hat? Nein, sagt Spacey, den hat er auch nur gespielt.

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