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Kultur: Im Feuerofen

Die Vielfalt der israelischen Neuen Musik läßt sich dieser Tage bei diversen Veranstaltungen zum 50jährigen Bestehen des Staates erfahren.Einen sehr persönlichen Querschnitt präsentierte die Mezzosopranistin Elizabeth Neiman bei der "Unerhörten Musik" im BKA - Stücke, die sie von ihren Tourneen durch Israel mitgebracht hat.

Die Vielfalt der israelischen Neuen Musik läßt sich dieser Tage bei diversen Veranstaltungen zum 50jährigen Bestehen des Staates erfahren.Einen sehr persönlichen Querschnitt präsentierte die Mezzosopranistin Elizabeth Neiman bei der "Unerhörten Musik" im BKA - Stücke, die sie von ihren Tourneen durch Israel mitgebracht hat.Da ist zuerst "Not a Lament" für Stimme solo zu nennen, in dem die Komponistin Hagar Kadima die Nachricht von der Ermordung Rabins verarbeitet, eine Mischung aus kühlem Bericht - englisch gesprochen - und hebräischem Gesang, der sich gegen die Beklemmung stemmt: "Kleine Tochter Gottes, sing!" In Neimans Darbietung gewinnt das immer größere Dichte und Eindringlichkeit.Die ständige Existenzbedrohung ist für fast alle Werke des Abends bestimmend, läßt sie, Halt in der biblischen Tradition suchend, quasi als "Gesänge im Feuerofen" erscheinen.Yehuda ben Cohens von Synagogengesängen inspirierte "Impressions of Israel" enden mit der melismatisch geschwungenen Friedensbeschwörung des 133.Psalms.Den Text des vielfach preisgekrönten, mit zwanzig Jahren an der libanesischen Grenze umgekommenen Dichter Mati Katz, "Beside the Depth of a River", vertont Tzwi Avni als ruhige Elegie, die scharfe Signale aufstören.Selbst die aggressive Entwicklung in Hagar Kadimas Klavierstück "Expansions" (1984) ließe sich als Ausdruck von Gewalt und Bedrohung deuten.Neimans Klavierpartner Roland Bittmann spielt dieses auch strukturell interessant wirkende Stück mit Gespür für Proportionen und sensibler, erst zum Schluß die nötige Härte gewinnenden Anschlagskunst.Auch als Liedbegleiter macht der in Berlin lebende Komponist und Pianist eine einfühlsame Figur, entdeckt etwa die Differenzierungsmöglichkeiten in Haim Alexanders ein wenig süßlichen Gesängen gegenüber der pauschaler agierenden Sängerin.Gewissermaßen das Eingeschlossensein auf den Begriff bringend steht über allem mit deutlichem Qualitätsvorsprung die skurrile "Szene" nach Kafka-Tagebüchern von Josef Tal, in welcher der Doyen des israelischen Musiklebens sich erneut als Meister des Zwölfton-Espressivos zeigt, von Neiman allerdings bei allem Schauspiel-Furor zu leichtgewichtig-lustig angelegt.

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