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Kultur: Im Goldkäfig

Neu im Kino: die Komödie „Portugal, mon amour“.

Eine unverhoffte Erbschaft mit daran geknüpften Bedingungen ist ein beliebter Trick, um Komödien anzufeuern. So auch in „Portugal, mon amour“, wo gleich zu Beginn in der Pariser Wohnung von Maria und José Ribeiro der Brief eines Nachlassverwalters eintrifft. Zunächst ist die Freude groß. Denn die beiden haben nach dem Tod eines Bruders den herrlichen Familienbesitz im ländlichen Portugal zugesprochen bekommen. Und die Auflage, selbst auf dem Weingut zu wohnen, trifft sich mit den Träumen der durch viele Dienst- und Arbeitsjahre gebeutelten portugiesischen Migranten vom Ruhestand in der Heimat.

Auf den zweiten Blick ist der Tausch des Lebens unterm Eiffelturm gegen die Landidylle nicht mehr ganz so verführend. Denn die beflissenen Einwanderer (ganz nach französischem Klischee: sie Concierge, er Polier) sind zwar sozial eher unten angesiedelt, haben sich an die großbürgerlichen Umstände im edlen16. Arrondissement aber ebenso gewöhnt wie an ein Leben in fremden Diensten, Abhängigkeiten, die der Originaltitel „La cage dorée“ benennt. Noch dazu werden die beiden dienstbaren Geister von ihren Herrschaften regelrecht hofiert, als die Nachricht vom geplanten Abgang zu ihnen durchsickert. Manches am Plot von „Portugal, mon amour“ erinnert an „Almanya – Willkommen in Deutschland“ von Yasemin und Nesrin Samdereli. In beiden Filmen werden gängige Klischees und kulturelle Eigenheiten auf die Schippe genommen, wobei Regisseur Ruben Alves als französischer Sohn von Auslandsportugiesen Insiderwissen besitzen dürfte.

Doch während „Almanya“ auch einen kritischen Blick auf die politischen Rahmenbedingungen richtet, bleibt „Portugal, mon amour“ ganz auf das großfamiliäre Ambiente der Einwandererfamilie und ihrer Arbeitgeber beschränkt. Dass dort am Ende alles in einem Aufwallen von Glückseligkeit gipfelt, passt zum Klischee der als grenzenlos harmoniesüchtig dargestellten Portugiesen. Getragen wird der für einen Debütauftritt auffällig routiniert inszenierte Film vom großartigen Ensemble um Joaquim de Almeida und Rita Blanco als José und Maria und einer Ausstattung, die manchmal fast almodóvareske Züge hat.Silvia Hallensleben

Blauer Stern Pankow, Capitol, CinemaxX Potsdamer Platz, Delphi, International, Kulturbrauerei, Yorck; OmU im Cinema Paris und im Neuen Off

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