zum Hauptinhalt

Kultur: Im Jugendknast erzählt Marieke von ihrer Suche nach Anerkennung

Mariekes Geschichte ist die Erzählung einer jungen Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer mehr verweigert: ihren Eltern, der Rationalität - und nun der Psychologin "Lipstick", die versucht, den mysteriösen Tod ihres Lehrers aufzuklären. Dieser kam nach einer nächtlichen Sauf- und Badetour mit Marieke und ihrer Freundin Danielle nicht mehr lebendig aus dem Wasser.

Mariekes Geschichte ist die Erzählung einer jungen Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer mehr verweigert: ihren Eltern, der Rationalität - und nun der Psychologin "Lipstick", die versucht, den mysteriösen Tod ihres Lehrers aufzuklären. Dieser kam nach einer nächtlichen Sauf- und Badetour mit Marieke und ihrer Freundin Danielle nicht mehr lebendig aus dem Wasser. Die 17jährige Marieke treffen wir in der Verhörsituation im Jugendknast. Schonungslos entblättert sie in dieser Ich-Erzählung ihre Geschichte, vor sich selbst, nur teilweise vor Lipstick. Sofort geht es nicht mehr darum, eine Mörderin zu überführen, sondern ihrem Lebensweg nachzugehen. Mariekes Lebensphilosophie, dass Dinge nun mal einfach passieren, steht in Widerspruch zu Lipsticks Logik, die Ursachen erfragt. Sie will Fakten, Marieke erzählt Geschichten.

Statt ihren Urlaub als Vorzeigetochter mit den Eltern in Genf zu verbringen, trampt Marieke nach Frankreich, landet in Amsterdam. Danielle, ein drogendealender Großstadtvamp, lebt ihr vor, wie man sich in einer Welt behauptet, in der es keine Regeln gibt. Mehrere Jahre hat die Schriftstellerin Mirjam Boelsums an ihrem ersten Roman gearbeitet, für den sie mit dem holländischen Debütantinnenpreis ausgezeichnet wurde. "Ich habe mich ganz stark von den Charakteren leiten lassen. Vielleicht ist das mein soziologischer Hintergrund, immer weiter zurück und zurück zu gehen." So geht sie denn mit Marieke zurück, ohne banale Erklärungsmuster anzubieten - bis sie am Schluß doch wieder vor der Ausgangsfrage nach der Schuld steht. Schlangen streicheln - das wird zur Metapher dafür, sich Dinge zuzutrauen, vor denen andere zurückschrecken, zum Synonym für die Suche nach Anerkennung. Eine rasante, doch poetische Mischung aus Roadmovie, Psychokrimi und Entwicklungsroman.Mirjam Boelsums: Schlangen streicheln. DVA, Stuttgart 1999. 204 Seiten, 34 DM.

Doris Dangschat

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false