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Jugendliche Aussteiger in "American Honey".

© Universal Pictures / Holly Horner

Im Kino: "American Honey": Komm ins kaputte Wunderland

Irgendwo zwischen Hölle und Paradies: Andrea Arnolds flirrendes Roadmovie „American Honey“ zeigt Träume und Hoffnungen armer Jugendlicher in den USA.

Star (Sasha Lane), 18, Dreadlocks, Kussmund, begrenzter Horizont, lässt alles hinter sich: das Müllcontainern mit den kleinen Geschwistern, die mal abweisende, mal absente Mutter und überhaupt das ganze Elend der Vorstadt. Sie schließt sich einer Drückerkolonne an, jungen Menschen, die an der Tür Zeitungsabos verkaufen. Wie der White-Trash-Gegenentwurf zu einer Abiklassenfahrt zuckeln sie durch die USA. Und wer die meisten Abschlüsse vorweist, bekommt am meisten Knete, der Schlechteste wird bei der „Loser Night“ symbolisch erniedrigt.

Star hofft noch auf etwas anderes: auf den Mann, der sie an Bord des Kleinbusses lockte. Jake (Shia LaBeouf) ist jedoch auch der jungen Chefin der Kolonne (Riley Keough) ergeben. Und so erlebt Star, wie nah die private Hölle am Paradies liegen kann.

Leinwanddebütantin Sasha Lane harmoniert perfekt mit Shia LaBeouf

Die visuelle Kraft der britischen Regisseurin Andrea Arnold, die sie bereits in „Red Road“, „Fishtank“ und ihrer „Wuthering Heights“-Adaption unter Beweis stellte, ist in ihrer ersten US-Produktion „American Honey“ ungebrochen: Flirrend, leichtfüßig und sensibel tanzt die Kamera um die Darsteller, fängt das Drama des gebrochenen Herzens, der dysfunktionalen Familie, der sexuellen Ausbeutung ein, aber auch die Sehnsucht auf Nähe, Gemeinsamkeit, Poesie.

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Dabei verdeutlicht sie so beiläufig wie nachdrücklich, dass die Grenze zwischen Klinkenputzen und High Sales Performing kaum auszumachen ist. In beiden Fällen kommt es darauf an, andere Menschen schnell zu durchschauen, beides spiegelt die soziopolitischen Verhältnisse in Amerika. Für Arnold sind die USA ein kaputtes, faszinierendes Wunderland, voller großer, flacher Häuser, deren Bewohner Fremden bereitwillig die Türen öffnen und junge Mädchen in ihren Pool lassen. Die Leinwanddebütantin Sasha Lane harmoniert dabei perfekt mit dem anstrengenden, aber genialen Rennpferd Shia LaBeouf. Auch er hat Dreadlocks – eine verfilzte Strähne. Irgendwann erzählen sich die beiden von ihren Träumen. Und das sind – natürlich – die gleichen, wie sie überall auf der Welt geträumt werden, zu allen Zeiten, in allen Schichten. So bitter und systemkritisch Arnolds Film auch sein mag, die Hoffnung reist mit.

In 10 Berliner Kinos. OmU: Babylon Kreuzberg, Eiszeit, FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kino in der Kulturbrauerei, Odeon. OV: Cinestar Sony-Center

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