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Vom Schlächter zum Christen. Joseph Fiennes als Clavius in "Auferstanden".

© Sony Pictures/dpa

Im Kino: "Auferstanden": Jesus!

Kreuzbrav: „Auferstanden“ mit Joseph Fiennes als römischen Tribun, der in Jerusalem dem verschwundenen Leichnam Christi nachspürt.

Was ist das? Die überraschende Wiederauferstehung des Sandalenfilms? Seit Wochen schlurft George Clooney als vom Christentum erleuchteter römischer Legionär durch „Hail, Caesar!“. Und nun steht gar der rehäugige Joseph Fiennes im Zentrum eines ganz und gar ernst gemeinten Bibelfilms – ein Genre, das Mel Gibson eigentlich mit dem bluttriefenden Hyperrealismus von „Die Passion Christi“ 2004 nachdrücklich beerdigt hatte. Zumindest in Sachen Jesus-Storys. An alttestamentarischen, mit Special Effects aufgepimpten Monumentalfilmen haben sich gerade erst Darren Aronofsky und Ridley Scott mit „Noah“ und „Exodus: Götter und Menschen“ versucht.

So ein neumodisches Bibel-Spektakel hat Regisseur Kevin Reynolds („Robin Hood: König der Diebe“) nicht im Sinn. Er erzählt die Leidensgeschichte Christi mit einem Kniff, der das Drama verblüffend solide über zwei Drittel seiner Spieldauer trägt. Fiennes spielt – mit unbeugsamem Charakter und fester Muskulatur – den Militärtribun Clavius, die rechte Hand des römischen Statthalters Pontius Pilatus. Und wenn er mal betet, dann allenfalls zum Kriegsgott Mars. Der seltsamen Sekte von Anhängern eines Gekreuzigten aus Nazareth steht er mit aufklärerischer Skepsis gegenüber. Und er wittert eine durch dessen angebliche Wiederauferstehung angeheizte judäische Revolte gegen die Besatzungsmacht, die es frühzeitig zu beenden gilt.

Da Reynolds die in naturalistischem Look erzählten Ereignisse in eine lange Rückblende packt, ist der finale Sinneswandel des Ungläubigen allerdings von vornherein angelegt. Auch aus diesem Saulus muss ein Paulus werden, wozu braucht’s sonst einen Bibelfilm? Dass die Entwicklung, abgesehen von rudimentärem Himmelfahrts-Kitsch, ohne Effekthascherei inszeniert ist, ist dann allerdings auch die Krux von „Auferstanden“. Wer um Himmels willen soll sich für diesen kreuzbraven Ansatz interessieren? Eine wie auch immer geartete Neudeutung der „größten Geschichte aller Zeiten“ jedenfalls, um George Stevens’ Klassiker aus dem Jahr 1965 zu zitieren, findet nicht statt.

In fünf Berliner Kinozentren.

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