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Noémi Schmidt und Claude Brasseur.

© Neue Visionen

Im Kino: "Frühstück bei Monsieur Henri": Die junge Studentin und der alte Griesgram

Zum Fremdschämen: Die französische Komödie „Frühstück bei Monsieur Henri“ bemüht sich, lustig zu sein - das missglückt aber gehörig.

Süß und schnippisch ist die Studentin Constance, außerdem trägt sie ein Nachthemd, das gerade mal so kurz ist wie, nun ja, eben ein Hemd. Darin öffnet sie dem etwa 40-jährigen Sohn ihres grantigen Vermieters die Tür, und da sie außerdem die Pantoffeln seines Vaters anhat, staunt jener nicht schlecht. Ist ja klar: Pauls Ehe ist nicht mehr frisch, die Midlife-Crisis in Sicht, und davor stellt sich sozusagen Constance. Sie flirtet ein bisschen mit dem unbeholfenen Steuerberater, und schon ist es um den armen Kerl geschehen. Plötzlich trägt er Lederjacke und Tintin-Tolle und bildet sich tatsächlich ein, er könne mit Constance ein neues Leben oder wenigstens eine aufregende Affäre beginnen. Das soll er auch, zumindest nach dem Plan seines Vaters, der Constance sozusagen engagiert hat.

Die entsetzlich peinlichen Auftritte des armen Paul gehören zu den unerfreulichsten Szenen dieses unerfreulichen Films – Fremdschämen ist kein gutes Gefühl. Dabei hat sich der Regisseur Ivan Calbérac große Mühe gegeben, lustig zu sein. Das ist ihm gründlich missglückt; seine Figuren, darunter Pauls Vater Henri, Pauls dummchenhafte Frau und ein Freund von Constance, sind so holzschnittartig angelegt, dass selbst der großartige Claude Brasseur in der Titelrolle nichts herausreißen kann.

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Warum derzeit im französischen Kino die alten Männer immer grummelig, aber gutherzig, die jungen Frauen immer Femmes fatales respektive dumme Puten, deren Eltern Bauern oder Markthändler, die jungen Männer hübsch und herzlos oder nett und nervig sein müssen, das wissen allein die Produzenten und Regisseure. Kann es tatsächlich sein, dass die Franzosen, die ihr Filmwesen lieben, sich wirklich gern so sehen? Oder geht es um tröstliche Nostalgie – angesichts der Schrecken, die sie heimsuchen? Dem Eskapismus lässt sich allerdings auch anders huldigen: originell und neugierig etwa, witzig und intelligent.

In 14 Berliner Kinos; OmU in der Kulturbrauerei und im Rollberg

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