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Wer ist die Schönste im ganzen Land? Kate Beckinsale als Lady Susan.

© ksmfilm

Im Kino: "Love & Friendship": Diese Frau ist ein Skandal

Jane Austen mal als Screwball-Comedy: „Love & Friendship“ mit einer spielfreudigen Kate Beckinsale in der Hauptrolle ist ein Kammerspiel des Missvergnügens.

Ein Jane-Austen-Stoff angespitzt zur Screwball-Comedy? Das ist definitiv mal ein neuer Ansatz in diesem oft in raschelnder Kostümseide und parfümierten Dialogen ertrinkenden Genre, das im Frühjahr erst durch den heiteren Horrorfilm „Stolz und Vorurteil und Zombies“ eine ungeahnte Auffrischung erfuhr.

Mit dem amerikanischen Regisseur und Autor Whit Stillman („Metropolitan“, „Last Days of Disco“) hat sich nun ein Spezialist für sensible Gesellschaftsbeobachtungen des frühen, posthum veröffentlichen Briefromanfragments „Lady Susan“ angekommen. Dessen namensgebende Heldin ist eine schillernde Protagonistin, wie man sie sonst nicht aus Austens Gesellschaftssatiren über die britische Gentry kennt: machtbewusst, klug, kühl, analytisch, intrigant – der reinste Machiavelli der Regency-Salons.

Eine Kanonade messerscharfer Dialoge

In einer Epoche, die Damen der Gesellschaft weder Beruf noch Erbfolge gestattete, sondern sie zu Dekorationsobjekten degradierte, sind Lady Susan Vernons Ränke fast eine Art Notwehr, auch wenn sie sie mit sichtlichem Spaß am Spiel betreibt. Es ist bewundernswert, mit welcher Raffinesse die skandalumwitterte Witwe gleich drei Männer an Marionettenfäden tanzen lässt: den verheirateten Lord Manwaring, mit dem sie eine Affäre pflegt, den depperten, reichen Versorger Sir James Martin (witzig: Tom Bennett als herzensguter Tropf) und den Stutzer Reginald DeCourcy, der sich zuerst aufgrund ihrer „einnehmenden Falschheit“ für sie interessiert, um der Schönheit alsbald doch das arrogante Herz zu Füßen zu legen.

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Kate Beckinsale hat sichtlich Freude am züchtigen Augenaufschlag wie an der Kanonade messerscharfer Dialoge, die Whit Stillman ihr ins Drehbuch geschrieben hat. Nur zusammen mit Busenfreundin Alicia Johnson (Chloë Sevigny) kann sie auf Etikette und Höflichkeitsfloskeln pfeifen und Klartext über die Gimpel reden, von denen sie abhängig sind. Schade nur, dass Stephen Fry als Mr. Johnson dabei viel zu kurze Auftritte hat.

Überhaupt stellen sich so bar jeder heißgeliebten Austen-Romantik im Verlauf des amüsanten Films ein Frösteln und gepflegte Langeweile ein. Die Kostüme sind so erlesen wie die Fassaden der Herrenhäuser, doch letztlich ist „Love & Friendship“ ein Kammerspiel des Missvergnügens. Nichts geschieht außer Gesprächen, Inszenierung und Kameraarbeit bleiben so konventionell wie die mäandernde Barockmusik. Die Upper Class zu mikroskopieren wie ein Insektenvolk, verdirbt den Spaß an ihr.

In den Kinos Cinemaxx Potsdamer Platz, FT am Friedrichshain, Toni/Tonino, OmU: fsk, Hackesche Höfe, Kant, Odeon, Rollberg

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