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Tom Sturridge als Tom in "Remainder".

© Piffl Medien/dpa

Im Kino: "Remainder": Der Preis meiner Erinnerungen

Rätselhaft: Der Film „Remainder“ des Video-Künstlers Omer Fast überzeugt mit beachtlichen Darstellern - und sorgt trotzdem für Unverständnis.

Ein Mann mit einem Rollkoffer hastet durch eine belebte, urbane Szenerie; vielleicht auf der Suche nach einem Taxi, vielleicht auf der Flucht vor einer Frau, die ihm zu folgen scheint. Beim Durchqueren einer Passage wird er von einem herabstürzenden Objekt getroffen und fällt um.

Wochen später liegt er im Koma, kämpft ums Erwachen, und ein offenbar von seinem Freund bestellter Anwalt versucht, ein möglichst hohes Schmerzensgeld für ihn zu erstreiten, so viel verraten jedenfalls die Telefonate, die er mit der Gegenseite führt. Wer das eigentlich ist, erfährt man nicht. Und auch nicht, was eigentlich heruntergefallen ist und warum die unglaubliche Summe von achteinhalb Millionen Pfund dabei herauskommt. Das Opfer, schließlich bei Bewusstsein, aber ohne Gedächtnis, versucht, mithilfe dieses Geldes und einiger Erinnerungssplitter, die Vergangenheit zu rekonstruieren.

Der 1972 in Jerusalem geborene und in New York aufgewachsene Video-Künstler Omer Fast hat „Remainder“ inszeniert; und wie in seinen Videoinstallationen hat sich Fast auch in seinem Spielfilmdebüt mit den Grenzen zwischen Fakten und Fiktion beschäftigt, die durch die Erinnerung verschoben werden. Aber ein Spielfilm muss andere Anforderungen erfüllen als eine Videoinstallation: Während bei Letzterer zwischen Künstler und Konsumenten eine Art stillschweigende Vereinbarung besteht, dass Verwirrung, multiple Deutungen und sogar deren Ablehnung Teil des Kunstwerks sind, wünscht man sich beim Spielfilm eine gewisse Dramaturgie und Plausibilität.

„Remainder“ jedoch wirkt, als könne man jederzeit aus- und wiedereinsteigen, ohne Wesentliches zu verpassen. Auch wenn Tom Sturridges zermürbend konturlose Darstellung des Unfallopfers natürlich große Kunst ist und die britischen Seriendarsteller Ed Speleers („Downton Abbey“) und Arsher Ali („The Missing“) beachtliche Interpretationen eines Karriereanwalts und eines geheimnisvollen Beschaffers liefern. Die Locations im Londoner Stadtteil Brixton sind überdies schön bizarr. Dennoch schaut man auf den Film wie in ein Aquarium – mit fasziniertem Unverständnis.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Kant Kino, OmU: Filmtheater am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei

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