zum Hauptinhalt

Kultur: Im Olivenhain

Litauens Jugendorchester mit Geringas bei Young Euro Classic

Da stimmte endlich einmal alles: Ein wirklich junges Orchester, mit Feuereifer und hohem Können bei der Sache. Ein „Pate“ - Thomas Roth, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios - , der mit einfühlsamen Worten den schwierigen Selbstfindungsprozess Litauens von vielfacher Unterdrückung zur Demokratie beschreibt. Ein Programm, das in der hiesigen Musikszene fremd wirkt und doch verständlich wird als Verarbeitung der wechselvollen Geschichte und Zuflucht zu einer reichen Tradition. Beim enthusiastisch bejubelten Auftritt des Symphonieorchesters der Litauischen Musikakademie konnte das Konzept von Young Euro Classic wunschlos glücklich aufgehen.

„Melodie im Olivenhain“ nennt Onute Narbutaite den zweiten Teil ihrer Sinfonie Nr. 2. Zarte Floskeln aus aufgesplitterten Molldreiklängen umschlingen einander, aus denen sich eine elegische Cellomelodie herausschält. Was teils wie aus dem traditionellen Vorrat herausgebrochene Versatzstücke wirkt, behauptet doch seine Eigenständigkeit in dichten, Dissonanzen streifenden Überlagerungen - hier können die von Robertas Servenikas umsichtig-präzise geleiteten Musiker ihren Sinn für Klangdelikatesse, für Farb- und Lichtnuancen ausspielen.

Virtuos gemacht auch das uraufgeführte „Konzert in Do“ für Violoncello und Orchester von Anatolijus Senderovas. Der Titel meint die internationale Bezeichnung für den Ton „C". Dessen Dreiklangsspektrum wird hin und her gewendet, zur wütenden Attacke zugespitzt zum Klagegesang entfaltet. Nur durch Klang und Rhythmus belebt, wirkt die raffinierte Eintönigkeit dennoch faszinierend - kein Wunder bei einem Solisten wie David Geringas, der keine Gelegenheit zur dramatischen Geste auslässt.

Skrjabins 2. Sinfonie schließlich wird zum großen, beglückenden Ereignis: Wie Servenikas hier das wagnerianische Dickicht aufhellt, Übergänge schattiert und Entwicklungen bis zum letzten hoch gespannten Ausbruch ausreizt, das hat internationale Klasse. Nicht weniger, wie ihm das Orchester punktgenau folgt, Leidenschaft mit professioneller Präzision verbindet, samtige Streicher, hell-transparentes Blech und „Süßholz“ im wahrsten Sinne in die von Ideen übervolle Waagschale wirft. Isabel Herzfeld

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false