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Kultur: In den Himmel geblasen

POP

„Lass uns nochmal um die Häuser ziehn“, singt Sven Regner im schwarzen Anzug, „an den letzten warmen Tagen in Berlin“. Großer Jubel, gleich am Anfang. „Guten Abend“, sagt der Sänger. „Wir sind Element Of Crime , dies ist die Museumsinsel , wir spielen noch ein Lied, und so geht es dann weiter...“ Regner zieht den Kopf zwischen die Schultern, lässt den Hals verschwinden, tauscht Gitarre gegen Trompete und schickt eine silbern strahlende, hymnische Mariachi-Melodie in den blauen Himmel. Nur noch zu viert ist die Band inzwischen, keine Bläser, keine Streicher, kein Akkordeon. Doch wirkt sie straffer, kompakter, Songs, Arrangements, Klangfarben wie aus einem Guss. Eine makellose Rhythmusgruppe, Bass und Schlagzeug, stärkt das Rückgrat des exzellenten Gitarristen Jakob Ilja. Der messerscharfe Fills aus der Telecaster schneidet. Rhythmisches Klingeln. Brillante Solos in stabiler Schräglage. Im Mittelpunkt Regner. Wechselt ständig von schraddelnder oder fingergepickter Gretsch zu feierlicher Trompete. Singt mit dunkel-samtiger Untergrund-Stimme seine melancholischen Texte. „Basically Sad“ hieß das erste Album von 1986. Traurig sind die Songs immer noch, nur seit Ende der 80er nicht mehr englisch, sondern deutsch. Und dann doch ein alter Song auf Englisch, „Waiting for the Morning Train“, bluesig, in blau-violettem Licht. Später noch „No Home“ und „The Last Dance“ von den frühen Alben. Sehr roh, mit ungestümer Energie rausgeballert. Macht sich gut zwischen den ruhigen Balladen. Über Abschiede, Hoffnungen, Scheitern. Über die Liebe und ihre Unmöglichkeit. Dann fast eine Stunde lang Zugaben. Die Fans können nicht genug bekommen.

H.P. Daniels

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