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Kultur: In der Ferne so nah

Die ganze Zeit kommt es mir vor, als würde die Tür aufgehen und Du kämst herein. Aber Du kommst nicht herein, sondern bist auf Proben.

Die ganze Zeit kommt es mir vor, als würde die Tür aufgehen und Du kämst herein. Aber Du kommst nicht herein, sondern bist auf Proben... weit weg von Jalta und mir.“ Anton Tschechow, der am 15. Juli vor hundert Jahren in Badenweiler starb, und seine Lieblingsschauspielerin und Lebensliebe Olga Knipper hatten nur fünf Jahre zusammen. Aber von Herbst bis Frühjahr, wenn Olga in Moskau und St. Petersburg spielte und Tschechow wegen seiner Lungenkrankheit am Schwarzen Meer lebte und schrieb, waren sie die meiste Zeit getrennt. So entstanden über 3000 Briefe, Telegramme, Notizen in diesem halben Jahrzehnt: Briefe der Sehnsucht nach einander und der Liebe zum Theater – zugleich die durch Theater und Krankheit bedingte Entfernung verfluchend. Ich lese sie in dem von Jean Benedetti herausgegebenen Band „Mein ferner lieber Mensch. Anton Tschechow und Olga Knipper – Liebesbriefe “ (S. Fischer Verlag). Briefe, die nur füreinander geschrieben wurden, ohne Gedanken an die Nachwelt. Schlicht, zärtlich, ironisch, auch im Alltäglichen: „Habe heute zwei Mäuse gefangen. Sage also keiner, ich täte nichts.“

Leslie Malton, Theater und Filmschauspielerin, ist ab September wieder im Deutschen Theater Berlin in der weiblichen Hauptrolle von Tschechows „Platonow“ zu sehen.

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