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Kultur: In "End of Days - Nacht ohne Morgen" kämpft er gegen den Leibhaftigen persönlich

Wie oft hat er uns nicht schon gerettet? Vor den Mächten der Finsternis, vor fiesen Maschinen, vor Spionen, dem einfach Superbösen und ähnlichem Gekreuch.

Wie oft hat er uns nicht schon gerettet? Vor den Mächten der Finsternis, vor fiesen Maschinen, vor Spionen, dem einfach Superbösen und ähnlichem Gekreuch. Ohne Arnie wäre die Welt arm dran. Nachdem er alles vom Antlitz der Erde gepustet hat, was dem Wahren, Guten und Schönen abträglich sein könnte, trifft Arnie nun auf seinen finalen Widersacher: den Gottseibeiuns, den Teifi selbst.

Schwarzeneggers neuer Film soll "das kalte Schwert der Furcht in die Herzen des Kinopublikums senken", raunt der Verleih Buena Vista. Und raunt weiter: "Das Schicksal der Menschheit liegt in seinen Händen". Darunter macht Arnie es nun mal nicht. Genauso wenig wie unter einem Budget von 100 Millionen Dollar. "Was dieses Business angeht", sagte Schwarzenegger dem "Spiegel", sei er "cleverer als jeder andere". Besonders, wenn es darum geht, seine Cleverness zu verbergen.

"Ein schöner Tag, um aus dem Helikopter zu springen", sagt ein Polizist zu Arnie. "Ich mache nur meinen Job", sagt der darauf. Ein schönes Ideal: edle Einfalt, stille Größe. Keine großen Worte, sondern Taten. Seinen Tschopp machen . Die Weltenretterei ist ein Geschäft für profeschenell piepel. Solche Leute braucht die Welt. Vor allem am Ende des - täteräh! - Millenniums. Denn genau das will Teifi nutzen, um den Antichristen zu zeugen. Der Teifi ist übrigens in einen Wall-Street-Bänker (Gabriel Byrne) gefahren, der fortan durch rüde Geschäftsmethoden auffällt. Er strebt einen "Wechsel im Management" an, was im Klartext bedeutet: feindliche Übernahme. Das Ziel ist, natürlich, die Weltherrschaft. So sieht sie also aus: die Fratze des Neoliberalismus.

Arnie glaubt eigentlich nicht an Gott. Der hat vielleicht nur die bessere Pressemappe. Überhaupt scheint der Mann, den sie in den Vereinigten Staaten "die österreichische Eiche" nennen, von allen guten Geistern verlassen: Als Ex-Cop hängt er an der Flasche und schlägt sich mit lausigen Security-Jobs durch. Zum Frühstück kommen Pizza-Reste in den Mixer. Eigentlich wollte er sich gerade die Kugel geben, aber da ruft noch einmal die Pflicht. Schließlich gibt es da draußen Leute, die ein noch unverständlicheres Englisch reden als er. Udo Kier zum Beispiel.

Kier hat - in der Rolle eines Arztes - dem Teifi geholfen, seine Braut zu finden. Den Vollzug der Ehe muss Arnie nun verhindern. Der Teifi hält sich derweil an Arztgattin und Tochter schadlos. Weil der Film in den USA spielt, bevorzugt der Leibhaftige allerdings auch bei satanischen Lustbarkeiten die Missionars-Stellung. Das alles geschieht, während New York in den letzten Stunden des Jahres 1999 in den kollektiven Irrsinn taumelt. Aber Arnie hat keine Zeit zum Feiern. Denn bald kommt die Geschichte an den Punkt, auf den alle warten: Arnie macht endlich den Waffenschrank auf und behängt sich bis an die Zähne mit Wummen und Granaten. So, Burschis! Jetzt wird hier ausgemistet! Das Böse hat leider die besseren Digital-Effekte. Dagegen ist mit analogen Haudrauf-Methoden nicht anzukommen. So müssen wir mit ansehen, wie Arnie gekreuzigt wird. Schlimmer noch: Er weint sogar.

Alternde Action-Helden haben es halt nicht leicht. Vielleicht auch deshalb macht Schwarzenegger in seinem dialoglastigsten Film eine biblische Wandlung durch, eine Arnie-Passion. Er hat vor einem Altar eine Erscheinung, die an Abel Ferraras "Bad Lieutenant" erinnert - und lernt, das Böse durch seinen Glauben zu überwinden, statt immer nur mit der Puffn draufzuhalten.

Diese Erleuchtung scheint auch nach den Dreharbeiten noch zu strahlen, ja, ihn auf höhere Aufgaben vorzubereiten: "Die Möglichkeit besteht. Ich fühle es in mir", sagt Schwarzenegger in Interviews zu seiner Absicht, für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien zu kandidieren - jenem amerikanischen Bundesstaat, in dem auch die politische Laufbahn des einstigen Präsidenten Ronald Reagan begann. Sehen Sie Arnold Schwarzenegger als "Der Republikator" - demnächst in einer Regierung in Ihrer Nähe. Eine diabolische Vorstellung."End of Days" läuft in 28 Berliner Kinos

die Originalversion ist in den Kinos

Cinemaxx Potsdamer Platz und in der Kurbel zu sehen.

Ralph Geisenhanslüke

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