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Das Freiburger Barock-Consort war zu Gast in bei "Barock trifft Gegenwart".

© promo/ Staatsoper Berlin

"Infektion!"-Festival an der Staatsoper: Bilder der Melancholie

Im Rahmen des "Infektion!"-Festivals heißt es in der Staatsoper "Barock trifft Gegenwart": "When I am laid in Earth" dreht sich dabei ganz um den musikalischen Affekt der Traurigkeit.

Alle treten sie gemeinsam auf die Bühne des Schiller-Theaters, die Musiker des Freiburger Barock-Consort mit der Sängerin Dorothee Mields und die Mitglieder der Staatskapelle Berlin, um darzutun, dass ihr Programm „Barock trifft Gegenwart“ als ein kleines experimentelles Gesamtkunstwerk zu verstehen ist. Im Zentrum steht der musikalische Affekt der Traurigkeit, wie er sich seufzend in der Arie „When I am Laid in Earth“ verströmt. Es ist der Gesang der unglücklichen Königin Karthagos, Titelheldin der Oper „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell. Mit klarem Sopran fügt Dorothee Mields ihren Klagegesang in das Freiburger Ensemble aus zwei Violinen, Viola und Basso continuo. Die Gruppe macht gerade in Berlin Station, weil sie Monteverdis „Orfeo“ an der Staatsoper schmückt.

Der Schwüle des heißesten Sommertags abgetrotzt, findet das Konzert in der Staatsopernreihe „Infektion!“ ein konzentriertes, aber relativ schmales Publikum. Denn es ist bemerkenswert, dass sich das Programm an zwei Zielgruppen richtet, nämlich an die Freunde der Alten Musik und die Donaueschingen-Fraktion.

Verblüffende Verschmelzung von alt und neu

Es gelingt, den Abend als Einheit zu gestalten, vielleicht weil die Musik der Gegenwart den Engländern des 16./17. Jahrhunderts mehr Zeit einräumt. Salvatore Sciarrino, dessen „Macbeth“ unter Jürgen Flimms Regie 2014 auf die Baustelle Unter den Linden lockte, lässt mit „In Nomine Nominis“ nur ein paar ahnungsvolle Töne in den Raum glissieren. Ähnlich Claus-Steffen Mahnkopf mit „requiescat in pace“, einem aphoristisch geheimnisvollen Saitenspiel mit Röhrenglocken, oder Toshio Hosokawa mit seinem „Song from far away“. Beide sind Schüler des heute 90-jährigen Klaus Huber, des Schöpfers gigantischer Oratorien von politisch engagierter Haltung, der sich hier auch als Meister der Andeutung zeigt: „In Nomine“. Mit sensibler Aufsicht leitet David Robert Coleman die Operngruppe.

Quasi als Intermezzi verschmelzen diese modernen Beiträge verblüffend mit früher Musik von William Lawes, Purcell und Matthew Locke – unter Mitwirkung auch der Gambistinnen Hille und Sarah Perl – zu einem Gemälde, das Brücken schlägt. Den Titel könnte es von Anthony Holborne ausborgen: „The Image of Melancholy“.

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