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Kultur: Inge Heyms Gespräche mit Nachbarn

Und noch ein literarischer Nachlass aus der verschwundenen DDR, eine posthume Entdeckung ihres Alltags. In acht humorvollen Geschichten ließ sich Inge Heym mit langen Monologen von ihren Grünauer Nachbarn unterhalten - und unterhält uns nun mit.

Und noch ein literarischer Nachlass aus der verschwundenen DDR, eine posthume Entdeckung ihres Alltags. In acht humorvollen Geschichten ließ sich Inge Heym mit langen Monologen von ihren Grünauer Nachbarn unterhalten - und unterhält uns nun mit. Nach Prosa- und Lyriktexten in Zeitschriften und Anthologien legt die Ehefrau von Stefan Heym damit ihr erstes Buch vor. Geschrieben 1982, wie es heißt, werden die Geschichten hier erstmals veröffentlicht. Doch da sich jedes Erlebnis im Nachhinein anders erzählt, entsteht manchmal der Eindruck, die Chronistin könnte den Tratsch im Treppenhaus oder auf der Straße, wo die Leute ihr redselig das Herz ausschütteten, in der Erinnerung liebevoll gefiltert haben.

Ganz offen sprechen die Nachbarn von ihren Problemen mit dem Stasitypen von nebenan oder von dem Sohn, der nicht Polizist werden soll. Lieber will die Mutter einen Ausreiseantrag stellen. "Is ja nich wegen politisch, bloß wegen meine janzen privaten Probleme." Wie hier bei Marianne von der Münzreinigung trägt der Alltag überall den ganz speziellen sozialistischen Stempel. Als pars pro toto unzähliger grotesker Situationen in der untergegangenen DDR steht die umwerfend komische Geschichte vom Regenschirm: Das superschicke Westmodell wird nie benutzt - aus Angst, das gute Stück stehen zu lassen.Inge Heym: Die Leute aus meiner Straße. Berliner Geschichten. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2000. 96 Seiten, 22 Mark.

Eva Stern

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