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Dana und Zana machen sich auf die Suche - nach einem besseren Leben.

© farbfilm verleih / promo

Irakischer Roadmovie "Bekas": Mit Superman gegen Saddam Hussein

Zwei kleine Helden auf dem Weg zum ganz großen Glück: Karzan Kaders hat mit "Bekas" ein kluges Panorama geschaffen über die Suche nach Superman - und sich selbst.

Von Oliver Bilger

Überall ist Staub. In der Luft hängt er und über den Bergen. Er zieht in die Dörfer und Häuser der Menschen, kriecht in ihre Nasenlöcher und Lungen, legt sich als Schmutzfilm auf die schwitzende Haut und verfärbt Weißes braun. Ein kleines Unterhemd zum Beispiel, und ein T-Shirt. Ihre Träger: Zana (Zamand Taha), sechs Jahre alt, und Dana (Sarwar Fazil), zehn. Die Brüder sind Vollwaisen.

Die Geschichte spielt im Jahr 1990. Zana und Dana leben im kurdischen Teil des Iraks, Saddam Husseins Terror ist nicht weit und kostete die Eltern das Leben. Als Schuhputzer fristen die Brüder ein einfaches Dasein, immerhin in die Dorfgemeinschaft integriert.

Als sie eines Tages durch ein Loch im Dach des örtlichen Kinos einen Ausschnitt des neuen Superman-Films sehen, steht für beide fest: Sie müssen nach Amerika, in die "Stadt der Träume". Statt staubiger Pisten soll es dort Straßen geben, statt Lehmhütten Wolkenkratzer. Und: Dort lebt Superman. Ihn wollen die Brüder finden und mit ihm als Rächer zurückkehren, um Saddam Hussein eins auszuwischen, oder dem dicken Bäckersohn, der Zana und Dana schikaniert. Doch Amerika ist weit, die Richtung ungewiss und der Esel namens Michael Jackson langsam...

"Bekas", eine klassische Heldenreise

"Bekas" (dt. "Waisen") erzählt eine klassische Heldenreise. Von zweien, die sich trotz Zweifeln und Schwierigkeiten auf den Weg machen, der Herausforderung entgegen. Bis es den finalen Kampf auszufechten gilt - auch mit sich selbst. Mentoren und schützende Hände begleiten die Brüder dabei, doch das Böse lauert überall. Statt gegen Drachen kämpfen sie gegen das Militär an der Landesgrenze, das nicht so aussieht, als würde es mit Kindern ohne Papiere lange fackeln..

Unentwegt changiert der Film zwischen Komödie und Drama, teils in halsbrecherischem Tempo. Oft lachen die Brüder zusammen, noch öfter lacht der eine über den anderen. Die meiste Zeit streiten sie sich aber, überhaupt wird in diesem Film ständig geohrfeigt und geschlagen. Und immer trifft es den Schwächeren. So verprügelt ein erwachsener Mann den älteren Brüder. Der ältere Bruder verprügelt den kleinen. Und der kann nur noch weinen. Am Ende aber fallen sich Zana und Dana in die Arme und sind eben jene kleine Familie, die ihnen von einem alten Mann als das Wichtigste im Leben angepriesen wird.

Regisseur Karzan Kader erzählt seine Geschichte

"Bekas" hatte 2012 in Schweden Premier und gewann auf dem Dubai Film Festival den People's Choice Award. Angelehnt ist die Story an die Biografie des Regisseurs und Autors Karzan Kader. Auch er floh 1990 aus dem kurdischen Teil des Irak vor dem Regime Husseins, allerdings mit seiner Familie. Und nicht nach Amerika sondern nach Schweden.

Wenn Kaders Kamera langsam über die wunderschöne, aber lebensfeindliche Landschaft der irakischen Berge und Dörfer schweift, ist vielleicht noch ein wenig von der Wehmut zu spüren, die den Regisseur für den Film in seine alte Heimat hat reisen lassen. Was zunächst ein bisschen nach goldbraun gefilterter Stimmungsmache aussieht, entpuppt sich bald als kluges Panorama, vor dem die Bedeutung der Reise, die doch viel mehr eine Suche ist, an Intensität gewinnt.

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