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Kultur: Irgendwo in Afrika

Nummernrevue mit Angelina Jolie: „Lara Croft Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“

Der Oscar, den Angelina Jolie vor drei Jahren für „Durchgeknallt“ bekommen hat, war nicht ganz unumstritten. Zu vordergründig erschien manchen Kritikern ihre Darstellung einer Psychiatriepatientin, zu viel habe sie gefaucht und ihr Raubkatzen-Image kultiviert. Immerhin scheint Jolie ihre Grenzen zu kennen: Statt nach einem zweiten Oscar zu schielen und so zu tun, als sei sie aufgrund der Trophäe etwas Besseres, benimmt sie sich weiter wie ein durchgeknalltes Girlie, das einfach nur Spaß haben möchte. Jolie mag keine reife, disziplinierte Künstlerin sein, aber an Talent und Präsenz mangelt es keineswegs. Das Actionkino braucht Persönlichkeiten wie sie.

Als Fleisch gewordene Computerspiel-Heldin Lara Croft war sie bereits 2001 zu sehen. Weil er Jolies gequältes Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater Jon Voight ausbeutete, besaß der erste Croft-Film eine Tiefe, die nun dem zweiten Teil völlig fehlt. Hier haben wir es mit einer reinen Nummernrevue zu tun. Lara-Angelina kämpft gegen einen skrupellosen Wissenschaftler, der mit Biowaffen handelt. Er sucht nichts Geringeres als die Büchse der Pandora, die in Griechenland und in Shanghai vermutet, aber schließlich irgendwo in Afrika gefunden wird.

Der Kampf um die Wunderwaffe ist Vorwand für touristische Einlagen. Einmal flieht Lara Croft auf originelle Weise vor ihren Verfolgern: Sie schneidet sich ins eigene Fleisch, um einen Hai anzulocken – und auf seinem Rücken davonzurasen. Ein anderes Mal saust sie mit dem Motorrad über die chinesische Mauer. Menschliche Gefühle bleiben auf der Strecke. Dabei hat Jolie zwei exzellente Partner. Der Ire Ciarán Hinds ist furchterregend als Oberschurke Dr. Jonathan Reiss, und der Schotte Gerard Butler besitzt als zwielichtiger Ex-Agent Terry Sheridan den nötigen animalischen Sexappeal, um neben Jolie bestehen zu können. Aber Regisseur Jan De Bont macht von der guten Besetzung kaum Gebrauch. Ihn interessieren nur die Stunts.

Pech für Til Schweiger. Er muss als Assistent von Dr. Reiss böse gucken, was ihm überhaupt nicht steht, er kommandiert die chinesische Mafia herum (warum lassen die Männer sich das gefallen?), und er gibt nur Sprachfetzen von sich. Im Presseheft schwärmt er von seiner Rolle, in der er „witzige Sprüche klopfen darf“. Viel ist davon nicht übrig geblieben. Einmal drückt er Lara einen Revolver ins Genick und sagt: "Move, Baby!" Ein Trost: Arnold Schwarzenegger durfte in seinen ersten US-Filmen auch nicht mehr sagen. Frank Noack

In 21 Berliner Kinozentren; Cinemaxx Potsdamer Platz und Cinestar Sony Center (OV)

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