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Kultur: Israel hat gewählt: Stoisch und nach außen unbeeindruckt

Am Ende halfen alle Durchhalteparolen nichts. Ehud Barak wiederholte zwar gebetsmühlenartig, dass er die Hoffnung auf einen Wahlsieg nicht aufgegeben habe.

Am Ende halfen alle Durchhalteparolen nichts. Ehud Barak wiederholte zwar gebetsmühlenartig, dass er die Hoffnung auf einen Wahlsieg nicht aufgegeben habe. Und sagte bei der Stimmabgabe: "Das israelische Volk ist ein kluges Volk. Das Volk weiß, was wichtig für uns ist. Wir wollen nicht darüber spekulieren, dass er (Scharon) gewinnen könnte." Später musste er dennoch seine Niederlage eingestehen. Und wählte die für ihn passenden Worte: Freunde, wir haben eine Schlacht verloren, aber wir werden den Krieg gewinnen", sagte Barak vor mehreren hundert Anhängern am Abend. Stoisch und nach außen unbeeindruckt pochte Barak darauf, dass er das Richtige für Israel getan habe. Dass er mit sich im Reinen sei. Mit sich vielleicht, aber wohl kaum mit dem, was seit seiner Wahl im Mai 1999 geschehen ist.

Damals atmete die arabische Welt auf, und auch für viele Israelis war es bewegend: Der neue Premier versprach die Friedenspolitik seines ermordeten Ziehvaters Jitzchak Rabin fortzusetzen. Barak nannte seinen Erfolg gegen den damaligen Likud-Führer Netanjahu ein Mandat für den Frieden und bezeichnete den Abschluss eines Friedensvertrages als Hauptaufgabe seiner Amtszeit.

Genau an dieser Aufgabe ist er gescheitert. Kritiker werfen dem 59-Jährigen vor, sich mit seiner Art selbst geschadet zu haben. Seit dem ersten Tag seiner Amtsübernahme wird ihm Arroganz vorgeworfen. Doch Barak ist nun einmal der höchst dekorierte Ex-Generalstabschef und war es als solcher gewohnt, Befehle zu erteilen, Rat beiseite zu wischen und möglichst wenig Verantwortung zu delegieren. Barak ist ein kluger Kopf, doch er handelte oft nicht klug.

Auch nicht in der Innenpolitik, was außerhalb Israels angesichts der dramatischen Ereignisse durch den gestoppten Friedensprozess kaum noch Beachtung findet. Viele seiner Versprechungen konnte er nicht umsetzen, wie beispielsweise die Einschränkung der Vorrechte der Ultra-Orthodoxen. Auch sie sollen, hatte Barak schon 1999 angekündigt, Dienst im Militär leisten.

Die Wirtschaftspolitik Baraks war alles andere als erfolgreich, ebenso wenig die Bemühungen, seine zerstrittene Koalition zusammenzuhalten. Viel zu oft musste er sich auf Kompromisse einlassen und vergraulte damit seine Stammwählerschaft. Immerhin hat Barak sich in den Friedensverhandlungen bemüht, ehrlich zu bleiben. Und er hat das gemacht, wozu viele Wähler im Moment nicht mehr bereit sind. Er hat die Israelis zu "schmerzhaften Zugeständnissen" für den Frieden aufgefordert.

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