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Kultur: Jac van Steen und das Neue Berliner Kammerorchester spielen "Sieben Worte" von Sofia Gubaidulina

Dreh- und Angelpunkt auch in diesem Programm des Konzerthaus-Zyklus "BACH - Thema und Variationen" war wieder ein Werk von Sofia Gubaidulina. Das Neue Berliner Kammerorchester unter Jac van Steen spielte ihre "Sieben Worte" für Bajan, Violoncello und Streichorchester, die von Bach (Quadrupelfuge) und Beethoven (Quartett cis-Moll in Kussewitzkys Streichorchesterfassung) eingerahmt wurden.

Dreh- und Angelpunkt auch in diesem Programm des Konzerthaus-Zyklus "BACH - Thema und Variationen" war wieder ein Werk von Sofia Gubaidulina. Das Neue Berliner Kammerorchester unter Jac van Steen spielte ihre "Sieben Worte" für Bajan, Violoncello und Streichorchester, die von Bach (Quadrupelfuge) und Beethoven (Quartett cis-Moll in Kussewitzkys Streichorchesterfassung) eingerahmt wurden. Da erklang mit hohem künstlerischen Anspruch und flexiblem Spielvermögen eine Musik, in die die Zeichen der Zeit in sinnbildhafter wie emotional berührender Weise eingeschliffen sind. Man kann es gerade aus diesem Werk von 1982 sehr deutlich heraushören, dass sich die tatarische Komponistin auch in Zeiten der Unterdrückung mit ihrer Musik geistige Unabhängigkeit bewahrte. Bei den sieben letzten Worten, die Christus vor dem Tod am Kreuz sprach, ist Gubaidulina Haydn auf der Spur und zitiert obendrein Heinrich Schütz im fünften Wort ("Mich dürstet").

Und sie sagt über die Passion Christi und die Leiden der Menschheit auch ohne Worte (biblische Texte durften seinerzeit in der Sowjetunion nicht vertont werden) bisweilen mehr als andere zeitgenössische Komponisten in Passionskompositionen, in denen die Singstimmen dominieren. Dem Geschehen um die Christuspartie, das dem Solocello und ausgerechnet dem Volksmusikinstrument Bajan (einem Knopfakkordeon) übertragen ist, ist bei aller fast naturalistisch geschärften, aufbegehrenden und betrachtenden Klangrede eine übergreifende Symbolkraft eigen. Kompositorisch greift dabei alles nahtlos ineinander: die geräuschhaft-schrillen Klangbilder, die zornigen Ausbrüche, die Tontraubenbündelungen wie die geradezu ätherischen Klangmomente. Herüber kam das in fast schaubarer Intensität seitens der im Halbkreis sitzenden Musiker im abgedunkelten Saal. Das unter dem überlegen disponierenden van Steen musizierende Neue Kammerorchester wie Elsbeth Moser (Bajan) und Torleif Thedéen (Violoncello) schöpften mit einer ganz spontan berührenden und zugleich spannungsvoll subtilen Art ihre Partien aus.

Eckart Schwinger

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