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James Cameron: „Der Mensch ist böse“

James Cameron über 3-D, Make-up und Geduld.

Zwölf Jahre sind seit „Titanic“ vergangen. Sie haben in der Zeit viel in die Entwicklung der 3-D-Technik investiert. Hätten Sie nicht lieber noch ein paar Filme gemacht?



Ich will das Kinoerlebnis immer atemberaubender machen. Unter uns Regisseuren ist das wie ein Wettbewerb. Deshalb habe ich jedes Mal, wenn uns etwas Neues gelungen war, Steven Spielberg, Robert Zemeckis, Ridley Scott und andere eingeladen, um es ihnen zu zeigen.

Aber diese Technik eignet sich nur für spektakuläre Filme wie „Avatar“.

Als man das Breitwandformat erfand, schien es nur für epische Filme geeignet, mit weiten Panoramen und aufwendigen Schlachten. Aber bald entdeckten auch unabhängige Filmemacher das Format, weil man damit zwei Gesichter in Großaufnahme zeigen konnte. Oder zwei Menschen, die weit voneinander entfernt stehen. Mit 3-D wird es genauso sein. Das Werkzeug steht bald allen Filmemachern zu Verfügung. Sie werden Wege finden, es für ihre Filmästhetik zu nutzen.

Sie sind Perfektionist.

Alle Regisseure sind das. Das ist unser Job! Ich schauspielere nicht und ich schreibe keine Musik. Ansonsten bin ich an allen Produktionsschritten beteiligt.

Arbeiten Sie mit Computerbildern, weil Sie dann mehr Kontrolle haben?

Das stimmt. Aber viele einfache Dinge sind nur noch mit großem Aufwand zu bewerkstelligen. Wenn ich eine kleine Reflexion in den Augen eines Darstellers haben will, dann rufe ich anderswo einfach jemanden mit einem Licht, der sich hinter die Kamera stellt. Das dauert zwei Minuten. Wenn ich dasselbe für eine von Computern errechnete Umgebung brauche, kann das Monate dauern. Man muss sehr geduldig sein. Leider bin ich nicht sehr geduldig.

Warum tun Sie sich das an?

Weil der Stoff es verlangt. Ich wollte eine fremde Spezies erschaffen. Die Einwohner von Pandora sollten zwar die athletische Anmut eines menschlichen Körpers haben und Gefühle so zeigen, wie es uns vertraut ist. Zugleich wollte ich, dass sie immer als nichtmenschlich wahrgenommen werden, vor allem unbewusst. Mit Make-up geht das nicht.

Ist „Avatar“ ein ökologischer Film?

Ja. 20th Century Fox passte es zwar nicht, dass die ökologische Botschaft so prominent ist. Aber mir war das wichtig.

Es fallen auch Schlagworte wie „war on terror“ oder „shock and awe“.

Stimmt, subtil ist das nicht! Aber Länder sind immer schon in andere Länder eingedrungen, haben sie und ihre Kultur ausgeplündert. Wenn „Avatar“ das Publikum an die Auslöschung der amerikanischen Eingeboren erinnert oder an eine Regierung, die den Irak überfällt, nur um sich Energieressourcen zu sichern, ist das so gewollt.

Ist das Ihr Lieblingsthema? Apokalypsen, die von Menschen gemacht sind?

Ich bin ein Kind der Sechziger. Während der Kuba-Krise wurde mir klar, dass mein schönes Leben mit einem Schlag in die Luft gehen könnte. Ich absorbierte die Ereignisse dieser Zeit und filterte sie schon damals in meiner Science-FictionLinse. Seitdem habe ich eine apokalyptische Weltsicht. Wir Menschen sind eine bösartige Spezies.

Die Fragen stellte Sebastian Handke.

JAMES CAMERON (55), Pionier des digitalen Spektakel-Kinos, ist Regisseur u.a. von „Terminator“, „Aliens“ und zuletzt des erfolgreichsten Films aller Zeiten: „Titanic“ (1997)

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