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Kultur: Jan-Christof Scheibe spielt im BKA

Angenommen, ein junger Mensch aus den sechziger Jahren würde per Zeitsprung mit einer Kioskauslage von heute konfrontiert. Der Hammer (jaja) wären die inflationären Brüste, worüber sich auch Jan-Christof Scheibe auslässt, bedauernd, von wegen Abstumpfung und so.

Angenommen, ein junger Mensch aus den sechziger Jahren würde per Zeitsprung mit einer Kioskauslage von heute konfrontiert. Der Hammer (jaja) wären die inflationären Brüste, worüber sich auch Jan-Christof Scheibe auslässt, bedauernd, von wegen Abstumpfung und so. Denn er, unter anderem als musikalischer Partner von Sissi Perlinger zu einiger Bekanntheit gelangt, ist ein junger Mensch aus den neunziger Jahren. Und seine Show "Zuviel Sex ist gar nicht gesund" würde den hypothetischen Zeitreisenden sicher hellauf begeistern. Abgesehen davon, dass selbst die gefällig-austauschbar runtergerockten Songs der Lonely-Heart-Combo jeden Sixties-Gig an technischer Perfektion übertreffen, gäbe vor allem das offenherzige und -hosige Geplänkel Anlass zur Glückseligkeit. Dergleichen wurde seinerzeit erträumt - und politisiert: Freiheit für den banalen Hormonschub. Heute, kommerziell breitgetreten, kanns den ganz normal peu a peu gealterten Jüngling aus sexualrevolutionärer Vergangenheit nur langweilen - ob am Kiosk oder auf der Bühne des BKA. Auch Glatzkopf Scheibe ist part of the game, gibt sich singend, sagend, gitarrierend als oberschlauer Weiberheld. Wenn die Penetrationswitzchen allzu penetrant werden, ist Selbstironie angesagt. Schließlich will man gefallen. Mit Titeln wie "Lüg mich bitte an", "Ich steh auf Zicken" oder "Seiner ist sicherlich kleiner" surft er geschickt auf der modischen Single-Welle. Das nächtlich angeschickerte Zielpublikum dankt gickernd und johlend für zwischengeschlechtliche Pointen und Zeitgeistvarianten aus dem uralten Zotenkanon.Noch viermal in zwei Monaten (22./23. 10. und 19./20.11., 23 Uhr) lassen sich fickerige Fische und rollige Fahrräder anmachen - alte Säcke aus den sechziger Jahren bleiben besser fern.

Norbert Tefelski

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