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Larry Coryell

© picture alliance / dpa

Jazz-Gitarrist Larry Coryell gestorben: Der Virtuose

Er hat den Jazzrock mit erfunden, und schneller war kaum ein Gitarrist: Larry Coryell, auch als "weißer Hendrix" gefeiert, ist in New York gestorben.

Auf dem Cover seines zweiten Soloalbums „Coryell“ ist der Gitarrist Larry Coryell zusammen mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Julie Nathanson, ihrem Sohn und ihrer Tochter zu sehen. Sie stehen nackt in einem verwunschenen Garten, verdeckt von Blättern und Zweigen. So hätten Adam und Eva aussehen können, wenn sie im Paradies bereits Kinder gehabt hätten. Die Platte kam 1969 heraus, einer aufgewühlten Zeit, in der es darum ging, sich von alten Konventionen zu befreien, um wirklich frei leben zu können. Schon das Auftaktstück „Sex“, ein pumpendes Soulbluesjazzgebräu mit fauchender Hammondorgel, mündet in eine Wah-Wah-Gitarrenorgie. Und Coryell stöhnt dazu elektrisch verzerrte Zeilen wie „Sex – well I need it“. Auf Liebesballaden wie „Beautiful Woman“ folgen Freejazzexkurse wie „Morning Sickness“. Schneller als Coryell war damals kaum ein Gitarrist, deshalb nannten sie ihn auch den „weißen Hendrix“.

Zum Jazz konvertiert

Larry Coryell, 1943 in der texanischen Küstenstadt Galveston geboren, hatte in Seattle studiert und in Beat-Bands gespielt, bevor er 1965 nach New York zog und zum Jazz konvertierte. Er schloss sich dem Quintett des Drummers Chico Hamilton an und nahm mit der Gruppe The Free Spirits seine ersten Stücke auf. In The Scene, einem Nachtclub in Manhattan, traf Coryell Kollegen wie Frank Zappa, Jimi Hendrix Velvet Underground und die Doors. Mit einigen spielte er auch zusammen. Als Gitarrist war er ein früh gefeierter Virtuose, doch Virtuosentum allein reichte Coryell nicht aus. Die Musik, die er produzierte, sollte auch im Band-Kontext funktionieren.

Nicht die Meister kopieren

So gehörte er zu den Begründern eines neuen Genres: des Jazzrock. Als Geburtsdokument der Bewegung gilt Coryells 1970 erschienenes Album „Spaces“, das mit Gitarrist John McLaughlin, Keyboarder Chick Corea, Drummer Billy Cobham und Bassist Miroslav Vitouš gleich eine Fusion-Supergroup aufbot. „Ich wollte einfach mit McLaughlin aufnehmen“, sagte er später. „Er bewunderte dieselben Musiker wie ich und wollte einen originellen Jazz spielen, nicht nur die alten Meister kopieren.“ Coryell trat beim legendären Montreux-Festival von 1971 auf und formierte mit dem Trompeter Randy Brecker und dem Schlagzeuger Alphonse Mouzon die nächste Supergroup, The Eleventh House. Nach dem Auseinanderbrechen der Band war Coryell vorwiegend solo unterwegs. Beim Guitar Trio, zu dem John McLaughlin und Paco de Lucia gehörten, wurde er durch Al Di Meola ersetzt. Larry Coryell, der „Godfather of Fusion“, ist am Sonntag in New York gestorben. Er wurde 73 Jahre alt.

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