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Kultur: Jazz und Jura

Die American Academy stellt 13 neue Fellows vor

Berlin kann sehr kalt sein. Grau ist es sowieso, und wer immer aus New York zu Gast ist, braucht anschließend eine Sonnenbrille, damit er sich zu Hause langsam wieder an das strahlende Gelb der Taxis gewöhnen kann. Armer Michael Kimmelman: Wenn man ihn über Berlin reden hört, glaubt man fast an eine Strafversetzung. Dabei lebt der Chef-Kunstkritiker der „New York Times“ nicht bloß freiwillig hier. Seine Kolumnen schickt er nun schon ein ganzes Jahr lang aus der kleinen Metropole in die große Stadt.

Vielleicht will Kimmelman auch nur nicht teilen. Sein launiger Willkommensgruß galt den Frühjahrs-Fellows der American Academy, die Berlin in den nächsten Monaten von allen Seiten ausleuchten und vieles recherchieren. So wie die New Yorker Malerin Amy Sillman, die ihre Eindrücke in neue, abstrakte Bilder fließen lassen wird. Der renommierte Verfassungsrechtler Donald Kommers widmet sich in den nächsten Monaten der „Odyssee der deutschen Verfassung“, während Edward Dimendberg, Film- und Medienprofessor an der University of California, Irvine, den Jazz im Berlin der zwanziger Jahre erforscht. Einzig der New Yorker Schriftsteller Donald Antrim fragte sich während der kurzen Vorstellung seiner Pläne für Berlin einigermaßen besorgt, ob er für seine neue Novelle nun wirklich alles von Wittgenstein lesen müsse.

Man kann ihn beruhigen. Schließlich haben sich die 13 von der Akademie eingeladenen Fellows die lauen Monate ausgesucht, in denen man Bücher getrost an der Heizung liegen lassen und hinausgehen kann. Einige der Fellows werden länger als das übliche Semester bleiben und sehen so einem ganzen Sommer in Berlin entgegen. Und der ist, so knurrte Kimmelman am Ende, schlicht fantastisch. cmx

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