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Sängerin Somi.

© OKeh Records

Jazzsängerin Somi live in Berlin: Rote Erde

Barfuss auf der Bühne: Die Jazzsängerin Somi gibt im Berliner A-Trane ein mitreißendes Konzert.

Die Bühne betritt sie barfuss. In ihrem dunklen, schlichtenn Abendkleid wirkt sie wie eine geerdete Nina Simone mit Engelsstimme. Somi, die 33-jährige, in Illinois geborene Sängerin mit ostafrikanischen Wurzeln, pendelt mittlerweile zwischen New York und Lagos, soeben ist ihr neues Album „The Lagos Music Salon“ erschienen: eine funkelnde, oft orchestrale Melange aus Afro-Beat, Electropop, Soul und Jazz. Im rappelvollen A-Trane wird Somi nun von ihrem Jazzquartett getragen – Musiker, die auf ihren Instrumenten auch den Sound von talking drums und der Stegharfe Kora evozieren können, ohne je in bloße Folklore abzugleiten.

„In Nigeria“, erzählt die Sängerin, „habe ich mich von der Kraft und Aufrichtigkeit der Bevölkerung, von ihren Protesten gegen die Regierung und von der Stärke und Schönheit der Frauen inspirieren lassen.“ Wenn sie „Brown Round Things“ anstimmt, eine hauchzarte, bittersüße Ballade über die Prostitution, oder das auf Suaheli vorgetragene Liebeslied „Ingele“, dann trifft sie als Geschichtenerzählerin mitten ins Herz. Die Band rockt und groovt dazu, leidet mit, lacht, schmachtet oder träumt. Kleine Dramen und Freuden des Alltags, großartig inszeniert. Zum Schluss eine wilde jazzige Hommage an den Afro-Beat von Fela Kuti. Somi, die zu ihren Liedern mit elegantem Hüftschwung tanzt, wirkt auf der Bühne gravitätisch und zart zugleich. Dizzy Gillespie sagte einmal, der wirkliche Blues habe Dreck zwischen den Zehen. An den Füßen der Sängerin haftet die rote Erde Afrikas.

Roman Rhode

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