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Der US-Musiker JD McPherson.

© Promo

JD McPherson in Berlin: Knarz und Harz

Rock’n’Roll-Power: JD McPherson und seine fünfköpfige Band geben ein formidables Konzert im Berliner Bi Nuu - und nimmt sein Drei-Generationen-Publikum an den Ohren.

Elvis bebt! Neun Tage nach dem 80. Geburtstag des King wird das Publikum im rappelvollen Bi Nuu direkt ins legendäre Sonnenstudio von Memphis gebeamt, zurück zu den ersten Knurrlauten des Rock ’n’ Roll, ins Jahr 1956, als Petticoats, Schmalztollen und Stripteasekugelschreiber der letzte Schrei waren und in jedem verschwitzten Bumslokal mehr los war als heute im gesamten Stadionrock.

JD McPherson heißt der Mann aus Broken Arrow, der seine Karriere als Künstler erst mal auf Eis gelegt hat, weil er „Little Richard halt noch ein bisschen mehr liebt als Joseph Beuys“. Dabei verbietet sich jegliche Kritik an der Wiederbelebung halb vergessener Rock ’n’ -Roll-Klischees von selbst, wenn man sieht und hört, wie charmant der Mann aus Oklahoma das fachkundige Drei-Generationen-Publikum an den Ohren nimmt und „Let The Good Times Roll!“ hineinbrüllt. So heißt auch sein zweites Album, das im Februar erscheint, nach dem hochgelobten Debüt von 2010, das gleichzeitig uralt und taufrisch klingt.

Traditionsbewusst bis in die Knochen, aber auch mit dem Bewusstsein, das ein Hauch Radikalität besser kommt, wirft sich McPherson in klassische Rocker-Posen und spielt flinke Soli auf seiner Fendergitarre oder ratscht minutenlang auf einem Akkord herum, um dann wieder im verzweifelten Hinterhof-Loser-Stil seine harzige Stimme zu heben. Seine großartige Band baut ihm mit minimaler Trommelkiste, geprügeltem Kontrabass, Schweineorgel und Saxofon eine sprühende Vintage-Kulisse.

Prächtige Hardcore-Rhythm-&-Blues-Songs erheben ihr Haupt, wilde Rockabilly-Ekstase und raubeiniger Hillbilly- Knarz, der das Leben im geschrubbten Frohsinn zelebriert, meistens aus eigener Feder, aber auch schimmernde Coverversionen wie „I Wish You Would“ von Billy Boy Arnold oder Big Tiny Kennedys „Country Boy“. Die Gebietsansprüche reichen vom swingenden R’n’B-Zeug der 50er über gefährliche Brandung bis zum trockenen Tschank-a-Tschank-Beat, der die Geister von Bo Diddley bis zum letzten Delta-Blueser in die Körper der fünf Musiker fahren lässt. 90 Minuten lang wird gewankt, geschwitzt und gejubelt. Die Leute wollen mehr. Denn sie wissen: Diese Musik macht stark und sexy.

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