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Kultur: Jessica Simpson

Diese Woche auf Platz 23 mit: „These Boots Are Made For Walking“

Mit „These Boots Are Made For Walking“ hatte Nancy Sinatra in den Sechzigern ihren Durchbruch. Die Stiefel und der Minirock zeigten: Sexy sein ist auch eine Form von Emanzipation. Schließlich sollten die Stiefel über einen nichtsnutzigen Mann hinwegtraben. Jessica Simpon, 25 Jahre alt, stammt aus Texas und hat bei der Amtseinführung von George W. Bush gesungen. Sie erzählt ungefragt, jungfräulich in die Ehe zu gehen, was die Tochter eines Baptistenpredigers aber nicht von freizügigen Fotostrecken für Herrenmagazine abhielt. Wenn das religiöse Pin-Up singt, klingt das normalerweise wie ein überproduzierter Song von Britney oder JLo.

In Jessica Simpsons Interpretation verkehrt sich die ursprüngliche Bedeutung der „Boots“ ins Gegenteil. Im Video spielt Simpson eine Kellnerin in einem Saloon. Zwar bekommt ein Gast, der ihr auf den Hintern haut, noch politisch korrekt eine reingesemmelt. Aber dann folgt der Teil, in dem Jessica Simpson ziemlich präfeministisch im Bikini ein Auto wäscht. Das sieht sie aus wie ein Fleisch gewordener Klingelton. Und man wünscht sich, dass die Stiefel sich mal um dieses Video kümmern. Der arme Willie Nelson! Der greise Countrysänger scheint hier als Alibi mitzuspielen. Vielleicht handelt er aus Solidarität: Lee Hazlewood, der Komponist des Stückes, wird sich über die Tantiemen freuen. Er liegt seit Monaten mit Krebs im Krankenhaus.

Ralph Geisenhanslüke

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