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Kultur: Jonas G., der im Jahr 2004...

Vergesst Michael Moore! Jonas Geirnaert ist besser.

Vergesst Michael Moore! Jonas Geirnaert ist besser. Jonas wer? Wir müssen schleunigst lernen, den Namen dieses 21-jährigen Zeichentrickfilmstudenten aus Flandern korrekt auszusprechen. Meine Oma hätte ihn zwar ein Jüngelchen genannt, Typ Schlaks mit rosa Kinderhaut. Aber als er am Wochenende auf den Filmfestspielen in Cannes für seinen 10-Minüter „Flatlife“ den Kurzfilmpreis der Jury entgegennahm, wussten wir sofort: von Geirnaert lernen heißt, gewinnen lernen.

Preisverleihungen sind eigentlich eine langweilige Sache. Was soll so ein frischgebackener Sieger auch anderes tun als sich artig zu verbeugen und gerührt zu danken? Unterwürfig sieht das meistens aus, geradezu kratzfüßig! Nicht so Jonas G. Klettert ungerührt auf die glamouröse Bühne des Grand Théatre Lumière und grüßt die 2000 Gala-Gäste mit einem schlichten „Hi!“, als stünde er vor der Schulklasse. Er habe da einen Vorschlag zur Verbesserung des Festivals: mehr Film, weniger Business! Und bitte, liebe Amerikaner, wählt nicht Bush! Blinzelt in die Menge, nimmt den Preis und geht ab.

Cool, der Typ. Kein Lampenfieber, keine Ego-Allüren, kein wilder Jugendwahn. Tim Roth, der als nächster Laudator die Bühne betritt, ist prompt infiziert und sagt ebenfalls „Hi“. Aber diese Mischung aus naiv und nassforsch, schlicht und schlau – die kriegt kein Star hin an diesem Abend. Nicht mal Michael Moore.

Bitte, liebe Preisträger, bedankt euch bloß nicht! Seid unerschrocken! Jonas’ biblischer Namensvetter wurde deshalb zwar vom Wal verschlungen. Aber nur so kam er groß raus.

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