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Kultur: Juanes

Diese Woche auf Platz 45 mit: „Mi Sangre“

Was hat der Mann da an seinem linken Unterarm? Sind es hunderte zusammengewachsene Freundschaftsbänder, wie Wolfgang Petry sie zu tragen pflegt? Sind es Tätowierungen? Beides falsch. Es handelt sich um einen strumpfartigen Unterarmschoner, auf den Tattoo-ähnliche Muster gedruckt sind. Mögen die Piercing und Arschgeweih abbauenden Betriebe auch eine coole Zukunft vor sich haben – für die Träger solchen Zierats gilt das nicht. Da schon lieber die Fake-Socke. Was nicht heißen soll, Señor Aristizabal hätte nicht auch irgendwo ein paar echte Tattoos. Der Mann hält schließlich seine Haut für uns hin und gibt uns, so verspricht der Albumtitel, sein Blut.

Juan Esteban Aristizabal ist nicht irgendein Modeopfer. Der Sänger und Gitarrist aus Medellin/Kolumbien gilt mit seinem leichten Latino-Rock derzeit als größte Nummer in der lateinamerikanischen Popmusik. Quincy Jones schrieb eine Lobeshymne auf ihn im „Time“-Magazin, er wird mit Bono und Sting verglichen – oder als „männliche Shakira“ bejubelt. Seinen Blick hat der 33-Jährige jedenfalls bei Antonio Banderas in die Schule geschickt.

Auf jeden Fall muss es bei Juanes immer ein bisschen wehtun. So wie in seinem Sommerhit „La Camisa Negra“, in dem er den Abschied von einer Geliebten beklagt. Dass Juanes nach 21 Wochen in den deutschen Charts auf Platz 45 gefallen ist, kann er durchaus sportlich nehmen. Nächste Woche spielt er bei der Show zur WM-Gruppenauslosung in Leipzig, die in 145 Länder übertragen wird. Kolumbien hat sich dafür zwar nicht qualifiziert. Aber mit einem wie Juanes hat das Land trotzdem schon gewonnen.

Ralph Geisenhanslüke

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