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Jubiläum: Es begann in Belvedere

Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten feiern heute ihr 25-jähriges Bestehen.

Das Logo des Vereins ist Schloss Charlottenburg, aber dieses Jahr wird er mit der Wiederherstellung von Schloss Schönhausen in Pankow krönen. Man kann darin ein Sinnbild für die 25-jährige Existenz der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten sehen, die heute in Sanssouci gefeiert wird: Ursprung in West-Berlin, aber Engagement im ganzen weiten berlin-brandenburgischen Reich der Stiftung. Und da sich die Mehrzahl der Objekte in der früheren DDR befindet, hat es eine gewisse Folgerichtigkeit, dass das Wirken der Freunde im Jubiläumsjahr an einem Ort angelangt ist, an dem sich das DDR-Kapitel der deutschen Geschichte - als Sitz des DDR-Präsidenten war, Gästehaus, aber auch als Ort der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen - mit seiner preußischen Traditionslinie berührt.

Dass der Verein seinen Ehrgeiz auf die gesamte berlin-brandenburgische Kulturlandschaft richtet – wovon man 1983 nichts ahnen konnte –, ist eine der hoch erfreulichen Entwicklungen, von denen dieses Vierteljahrhundert Zeugnis gibt. Die andere ist der Wandel des Bewusstseins für die Hinterlassenschaft Preußen-Berlins und den Rang der Denkmalpflege überhaupt. Der Freundeskreis ist Teil dieser Veränderung - und hat sie zugleich, zu seinem Teil, mitbewirkt.

Schon den Grundstein setzte ein Vorgang, den es so noch nicht gegeben hatte, Beispiel bürgerschaftlicher Aktivität vor der gegenwärtigen Konjunktur der Förder- und Freundeskreise. Es ging um das Watteau-Bild „Einschiffung nach Kythera“, das bislang, nicht sehr prominent, im Charlottenburger Schloss gehangen hatte. Nachdem ruchbar wurde, dass Prinz Louis Ferdinand von Preußen es verkaufen wollte, startete eine Handvoll Enthusiasten eine regelrechte Kampagne: Benefiz-Konzert der Philharmonie, Vorstellungen der Schaubühne im Schlosspark und der Deutschen Oper, 35 000 Besucher einer Ausstellung, in der Watteau mit Leihgaben aus dem Louvre, dem Prado, dem Städel und der Banque de France zu sehen war.

Motor des Unternehmens, das man anfänglich für aussichtlos hielt, waren die „Freunde“, im Januar 1983 nach nur einem Monat Vorbereitung ins Leben gerufen. Der gelungene Einsatz für die „Einschiffung“ wurde zum Einstieg in eine ausdauernde Förderkreis-Existenz. Unter dem Vorsitz des weltgewandten, gewinnenden Otto von Simson, dann mit dem klug lenkenden Thomas Gaehtgens an der Spitze, wurden die Freunde zu einer geschätzten Größe in der Arbeit der Schlösser-Stiftung. Aus den 33 Gründern sind inzwischen rund 1400 Mitglieder geworden, die Förderabsicht verbindet sich mit dem Bildungs-Bedürfnis und der Bereitschaft, auch Einfluss auf das politische Umfeld von Entscheidungen zu nehmen. Dass Schönhausen Museum wird, ist ein Beleg dafür.

Inzwischen gibt es in den preußischen Schlössern und Gärten kaum noch ein Bauwerk, an dem das Wirken des Vereins nicht irgendeine Spur hinterlassen hat. Die Zahl der Erwerbungen - Bilder, Möbel, Tafelservices - hat längst die Hundert überschritten. Der Verein hat zur Erneuerung von Sicht- und Gefühlsmarken preußischer Baukultur wie der Potsdamer Kunstwelt beigetragen, von Schloss Glienicke über den Pomona-Tempel in Potsdam bis Rheinsberg. Das verdankt sich der Spendenbereitschaft der Mitglieder, aber auch der Fähigkeit, große Stiftungen für Spenden zu gewinnen. So hat die Münchner Messerschmidt-Stiftung das Belvedere auf dem Potdamer Klausberg wieder zum Leben erweckt, die Cornelsen-Kulturstiftung Schloss Paretz, den Sommersitz von Königin Luise, aus seiner real-sozialistischen Verkleidung zu alter Lieblichkeit befreit. Deren mäzenatische Leiterin Ruth Cornelsen füllt mit ihren Aktivitäten ohnedies ein eigenes Blatt in der Geschichte der Stiftung.

Es ist wahr, dass in Vorstand und Kuratorium noch immer die West-Berliner Herkunft des Vereins durchschlägt. Aber spricht das gegen die Stiftung? Es spricht vor allem für das West-Berlin, das vor 25 Jahren die Initiative ergriff: ohne sie gäbe es den Verein nicht, also auch nicht dessen glänzende Entwicklung, vor allem nach der Wende. Es war vielleicht nicht zufällig in der kurzen Berliner Amtszeit Richard von Weizsäckers, der heute auch das Wort ergreifen wird. Übrigens hatte sich der Verein schon 1987 hilfeanbietend an Hans-Joachim Giersberg, den Direktor der Potsdamer Schlösserverwaltung, gewandt. Andreas Graf Hardenberg, der jetzige Vorsitzende, erzählt gerne, wie man damals fontanebeflügelt zur überwucherten Ruine des Belvedere pilgerte. Acht Tage nach der Maueröffnung saß Giersberg schon im Kreise der Freunde. Und heute, so Hardenberg, sieht man an den Mitgliedern: Es ist kein West-Berliner Verein mehr.

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