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Julia Lezhneva.

© Irene Zandel

Julia Lezhneva und La Voce Strumentale: Pures Barockglück

Die russische Sopranistin Julia Lezhneva singt Arien von Vivaldi, Händel oder Nicola Antonio Porpora mit offenem Herzen. Im Kammermusiksaal gaben sie und das Ensemble La Voce Strumentale jetzt ein umjubeltes Konzert.

Die Stimme dieser Frau ist Phänomen und Paradoxon zugleich: stählern zwar, dabei aber trotzdem äußerst flexibel und biegsam. Wäre es nicht so, würde Julia Lezhneva auch kaum diese unglaublichen Extremkoloraturen, diese sich über viele Takte hinweg hochschraubenden Minirückungen meistern, die bei aller Brillanz so gar nichts Selbstgefällig-Virtuoses haben. Sondern völlig natürlich, beiläufig fast in die Interpretation eingewebt sind, als könnte es gar nicht anders sein.

Die 27-jährige Russin singt Barock mit Leidenschaft und hat bereits zwei CDs mit Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico eingespielt. Nach Berlin ist sie jetzt aber mit einem anderen Ensemble gekommen. Zusammen mit La Voce Strumentale präsentiert sie im Kammermusiksaal ein reizvolles Spezialistenprogramm für Barockliebhaber. Mit Preziosen wie dem hochkatholischen „Salve Regina“-Gebet, das man aus der Feder des Protestanten Händel nicht erwartet hätte, oder einer Motette seines um die Gunst des Londoner Publikums buhlenden Konkurrenten, des Belcantopioniers Nicola Antonio Porpora. In immer neuen Anläufen leuchtet der eindrucksvoll dunkelstählerne Kern von Lezhnevas Sopran auf. Ein Kern, der die Basis ihres Timbres bildet, von der aus sie teils weit entschwebt in silbrig glitzernde Höhen, zu der sie aber immer wieder verlässlich zurückkehrt.

Das Ensemble unter Leitung von Dmitry Sinkovsky begleitet mit luftigem Originalklang, glänzt auch ohne Lezhneva: In Telemanns „Pisendel“-Concerto B-Dur, in Vivaldis Lautenkonzert (Solist: Luca Pianca) oder im elften Concerto grosso von Corellis op. 6. Sinkovsky überrascht in der Arie der Hippolyte aus Vivaldis Oper „Ercule sul Termodonte“ mit seiner Zweitqualifikation: Als Countertenor schickt er verwehende Echos ins weite Rund des Saals. Pures Barockglück.

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