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Kultur: Jung-dynamisch

Voll rauschen die Geigen, dunkel tönt das Blech - das Meistersinger-Vorspiel ist wie geschaffen, alle Vorzüge des Asian Youth Orchestras hervorzubringen.Die da wären: Eine erstaunliche Bandbreite an Dynamik, satter, voller Klang, forsche Tempi.

Voll rauschen die Geigen, dunkel tönt das Blech - das Meistersinger-Vorspiel ist wie geschaffen, alle Vorzüge des Asian Youth Orchestras hervorzubringen.Die da wären: Eine erstaunliche Bandbreite an Dynamik, satter, voller Klang, forsche Tempi.Die über hundert jungen Musiker aus elf asiatischen Ländern boten am Ende ihrer Europa-Tournee im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt ein gutes Beispiel für Vorzüge und Nachteile eines Jugendorchesters und hatten sich ein Programm zusammengestellt, in dem diese geradezu prototypisch zum Ausdruck kamen.Klangfülle und Dramatik kamen in Wagners Vorspiel gut zur Geltung, ebenso die schnellen Stimmungswechsel im "Klavierkonzert für die Linke Hand", das Maurice Ravel 1931 für den Wiener Pianisten Paul Wittgenstein komponierte.Den Klavierpart ging Leon Fleisher locker, fast zu locker an; das erste Klaviersolo, das mit hingewischten Kaskaden die Illusion der Zweihändigkeit schaffen soll, verschwamm etwas.Die Sprünge der ersten Solokadenz aber sitzen sicher und präzise, wie auch die lyrische Abschlußkadenz, die das Orchester in vollem Schwung übernimmt.Überhaupt finden Klavier und Orchester zu einem spannungsvollen, exakt abgepaßten Dialog, in dem die Übergänge wie die komplizierten Tempi- und Taktwechsel mühelos funktionierten.Nach der Pause führt Bartóks romantisch-reiches Orchesterkonzert das Jugend-Orchester allerdings doch an seine Grenzen.Da wackeln zuweilen die Einsätze im Blech, die Holzbläser sind etwas dünn, und die Geigen verlieren an Tempo.Schön kommen die lyrischen Passagen in den Streichern, die sanft streichelnd verklingen.Auch die rhythmisch verzerrte Polka wird temperamentvoll und feurig genommen und weist, ebenso wie das fulminante Finale, auf die Stärke des Orchesters in der Dynamik hin.Eine Stärke, die auch in der Zugabe noch einmal deutlich wird: Leonard Bernsteins "Candide-Overture", als Geburtstagshommage zum 80.des Meisters dargebracht, geben die jungen Musiker mit großem Spaß am parodistischen Schwung.Davon hätte man gern mehr gehört.

CHRISTINA TILMANN

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