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Sie hatte 2007 ihr Wagner-Debüt mit der Jungen Sinfonie Berlin. Die Sopranistin Annette Dasch.

© Doris Spiekermann-Klaas

Junge Sinfonie Berlin: Reife Leistung

Ein Abend, der Freude bereitet. Das Nachwuchsorchester Junge Sinfonie Berlin spielt Strauss und Mahler in der Philharmonie.

Über die Zukunft von Klassikaufführungen muss man sich aufgrund der zahlreichen hochprofessionellen und superengagierten Jugendorchester wenig Sorgen machen. Eher fragt man sich in Zeiten von Orchesterfusionen und oft prekären Verhältnissen, in denen freischaffende Künstler leben, wie so viele begabte Musiker ein ihren Fähigkeiten angemessenes Auskommen finden sollen. Die Leistung der Jungen Sinfonie Berlin jedenfalls geht in der Philharmonie über die bloß technische Bewältigung anspruchsvollster Partituren weit hinaus. Dabei sind nicht einmal alle Orchestermitglieder, die für ihr Engagement allenfalls mit der Erstattung der Fahrtkosten belohnt werden, professionell an Musikhochschulen ausgebildet worden.

Ausgelassen jugendliche Freude

Die rasante Lerngeschwindigkeit der jungen Musiker kann man sogar im Verlauf des Abends live miterleben: Gelegentliche Intonationsschwächen und leicht verwackelte Einsätze, die in Richard Strauss’ „Till Eulenspiegel“ auffallen, sind in der zum Abschluss gegebenen vierten Symphonie von Gustav Mahler verschwunden. Das Orchester hat unter international erfolgreichen Solisten und Dirigenten zu Recht einen guten Ruf: So hat die inzwischen Bayreuth-erfahrene Sopranistin Annette Dasch, die an diesem Abend in Arien aus Carl Maria von Webers „Oberon“ und im Symphoniefinale mit eigenwilligem Timbre und schöner Mittellage überzeugt, mit dem Ensemble bereits 2007 ihr Wagner-Debüt gewagt.

Der französische Dirigent Marc Piollet, der das Orchester 1989 gründete, vermittelt körpersprachlich zwar wenig von den Abgründen und Ironien in Mahlers Musik, muss aber mit den projektweise zusammentreffenden Künstlern hervorragend gearbeitet haben. Von den großartigen Stimmführern seien hier nur der bewegend individuell phrasierende erste Oboist und der ebenfalls hochbegabte Konzertmeister erwähnt. Eine reife Leistung, die sich mit der ausgelassen-jugendlichen Freude von Künstlern und Publikum am Ende des Konzerts aufs Schönste verbindet.

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