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Kabarett: Dieter Hildebrandt wird 80

Einst war er Platzanweiser im Münchner Kabarett "Kleine Freiheit", doch schon bald stand das Publikum für seine eigenen Vorstellungen Schlange: Dieter Hildebrandt ist der wohl bekannteste und populärste politische Kabarettist in Deutschland.

München - Auch sein 80. Geburtstag, den er am kommenden Mittwoch (23. Mai) feiert, ist für ihn kein Grund, an Ruhestand zu denken: Gerade hat er sein neues Buch vorgestellt, außerdem wird er bei der Neuauflage der Kultserie "Kir Royal" dabei sein.

Hildebrandt kokettiert ein wenig mit seinem Alter, sein neuestes Buch hat er deshalb "Nie wieder achtzig!" genannt und gibt sich darin so bissig, zeitkritisch, scharfsinnig und humorvoll wie eh und je. Aber das Thema Alter birgt auch ernste Themen, denen Hildebrandt nicht aus dem Weg geht. Die Zustände in Altenheimen beschäftigen ihn, die Würde der Alten und Pflegebedürftigen ist ihm ein wichtiges Anliegen. Deshalb engagiert er sich als Schirmherr für den Münchner Pflegestammtisch, der die Situation Pflegebedürftiger verbessern will.

Der im schlesischen Bunzlau geborene Hildebrandt hatte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Studium in München begonnen. Er entdeckte zunächst die Liebe zur Schauspielerei, doch bei der so genannten "Schauspielergenossenschaftsprüfung" fiel er durch. Heute sagt Hildebrandt: "Ich war nicht groß genug und nicht schön genug, und ich konnte nichts; deswegen bin ich zum Kabarett gegangen." Schauspielern durfte er später trotzdem als Fotograf "Herbie" stand er in "Kir Royal" an der Seite von "Baby Schimmerlos" (Franz-Xaver Kroetz).

Mitgründer der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft"

Zusammen mit Sammy Drechsel gründete er nach seinen Intermezzi als Platzanweiser und als Mitglied in einem Studentenkabarett 1956 die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" noch heute steht der Schwabinger "Laden" für scharfzüngiges Kabarett. Wenn Hildebrandt auch nur noch bei Buchvorstellungen auf der Bühne der "Lach und Schieß" steht und das Feld längst dem Nachwuchs überlassen hat seine Heimat ist immer noch das Lokal, wo die Tische eng zusammenstehen und die Bretter der Bühne ein wenig abgetreten sind.

Politische Kabarettisten hätten immer "was zu Meckern", sagt Hildebrandt egal, welche Farben in der Regierung vertreten seien. Bis 1980 liefen Hildebrandts "Notizen aus der Provinz" im ZDF, nach einer im Wahljahr erzwungenen Sendepause wechselte er zum Sender Freies Berlin, bis 2003 war er Protagonist im "Scheibenwischer". Alle Themen, die das Land bewegten, kamen ins Programm pointiert, satirisch beleuchtet und gegen den Strich gebürstet. Für Bayerns ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war Hildebrandts scharfe Zunge "politische Giftmischerei", der Bayerische Rundfunk blendete ihn wegen "nicht gemeinschaftsverträglicher" Elemente schon mal aus dem Programm aus.

Das Kabarett beeinflusst politisches Denken

Doch das Publikum gab Hildebrandt recht egal, ob er auf der Kabarettbühne stand oder vor der TV-Kamera. Noch immer treffe er Leute, die ihm berichten, dass ihr politisches Denken durch das Kabarett in der "Lach und Schieß" geprägt worden sei. "Das werden uns jetzt unsere Gegner wieder vorwerfen, dass wir beeinflussen wollten. Aber natürlich wollten wir das, ist doch logisch", schmunzelt der Jubilar, der mit seiner Frau Renate in München lebt.

Rund 150 Termine im Jahr absolviert Hildebrandt immer noch. "So lange ich auf die Bühne raufgehen kann, werde ich auftreten", lautet seine Devise. Und die Gedanken zum eigenen Geburtstag sind so scharfzüngig, wie man es von ihm kennt: Natürlich sei es ein Wunder, dass er noch lebe, "wenn man bedenkt, wie viele Krankenhäuser ich wieder verlassen konnte, wie viele Kantinen ich einigermaßen unbeschädigt überstanden habe, wie oft und wie gern ich mich als Kind schon totgelacht habe, wie viele Bundeskanzler, Präsidenten und Intendanten ich überlebt habe." (Von Kathrin Zeilmann, dpa)

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